Süddeutsche Zeitung

Gilching:Der Weg ist das Ziel

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Die Gilchinger Montagsmaler zeigen im Rathaus ihre Ausstellung "Licht und Schatten im Aquarell"

Von Katja Sebald, Gilching

Die Montagsmaler malen nicht nur am Montag, sondern wegen der großen Nachfrage längst auch am Mittwoch. Und nicht nur das: Sieht man sich ihre Bilder an, dann wird schnell klar: Sie malen, wo sie gehen und stehen, im Freien, im Sommer sowieso, aber auch im Herbst und im Winter, in den Bergen, am See, am Meer, auf Reisen. Jetzt stellen die Montags- und die Mittwochsmaler, die von Irene Nestler an der Gilchinger Volkshochschule unterrichtet werden, gemeinsam mit ihrer Dozentin im Rathaus aus. Die Präsentation mit dem Titel "Licht und Schatten im Aquarell" ist noch bis zum 19. Januar 2018 zu sehen.

"So verschieden die einzelnen Teilnehmer sind, so unterschiedlich sind die Bilder", schreibt Irene Nestler über die Schau, die "bei 19 Ausstellern die unterschiedliche Herangehensweise an das Aquarell" zeige. Und tatsächlich reicht die Bandbreite der ausgestellten Bilder vom zaghaften ersten Versuch über die sorgfältig vorgezeichnete Stadtansicht bis hin zum routinierten Landschaftsaquarell. Es gibt feine kleine Stillleben mit Blumen oder einfach mit zwei blauen Kaffeetassen. Es gibt einen stimmungsvollen Herbstwald, und es gibt schöne Winterlandschaften, einen Blick auf den morgendlich stillen und von allem Unansehnlichen bereinigten Canal Grande, bewusst reduzierte Figurendarstellungen und beinah abstrakt anmutende Naturstimmungen, die sich eigenwillig jeder Ordnung widersetzen.

Es gibt mit versiertem Pinselstrich hingeworfene Hafenszenen und das kuriose Portrait eines Schafs. Konkrete Erinnerungen an Malausflüge oder Reisen sind die "Pestkapelle in Wackersberg", der "Winter in Hochstadt" und die "Bootshäuser am Weßlinger See", das "Haus in der Toskana", die "Highlands in Schottland" und die "Insel Wolin in Polen". Es gibt Maler, die sich über Licht und Schatten noch gar keine Gedanken machen, weil sie noch um Formen und Proportionen ringen. Es gibt aber auch welche, die sich ganz auf das Spiel des Lichts konzentrieren, um eine besondere Atmosphäre einzufangen.

Und schließlich zeigt die Dozentin selbst ein Bild, dass sich hinsichtlich Format, Technik und Motiv von allen anderen deutlich unterscheidet: Es ist wohl eine Interpretation von Edgar Degas' berühmter "Büglerin", an die Stelle des Malerischen, des Stofflichen und Atmosphärischen tritt bei Nestler allerdings das eher Groteske, das durch den Bildtitel "Puhhhhhh" noch zusätzlich betont wird. "Die Entwicklung zum geübten Maler im Aquarell bedeutet einen manchmal jahrelangen Lernprozess mit der Farbe und dem Material", so der Text zur Ausstellung. Man könnte aber auch sagen: Der Weg ist das Ziel. Für die Gilchinger Montags- und die Mittwochsmaler jedenfalls gilt das, was auch für die als "Sonntagsmaler" bezeichneten Hobbykünstler gilt: Wenn sie malen, ist für sie Sonntag. Und wenn sie auch an anderen Tagen Zeit für ihr Hobby finden, dann gehören zu den beneidenswerten Menschen, denen es gelungen ist, aus ihrem Leben eine Aneinanderreihung von Sonntagen zu machen.

Die Ausstellung "Licht und Schatten" ist bis zum Freitag, 19. Januar, im Rathaus Gilching zu sehen. Die Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag 8 bis 12, mittwochs 7 bis 12 Uhr, donnerstags zusätzlich von 17 bis 19 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 29.12.2017
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