Süddeutsche Zeitung

Gedenken:Stadt würdigt Widerstandskämpferin Hanna Solf

Das Grab am Hanfelder Friedhof wird frisch hergerichtet. Die Diplomatenfrau hatte in Gefängnissen und KZs ein Martyrium durchlitten.

Von Manuela Warkocz, Starnberg

Die marode Grabeinfassung ist erneuert, die Grabstätte üppig bepflanzt - die letzte Ruhestätte der Widerstandskämpferin Hanna Solf auf dem Friedhof Hanfelder Straße macht jetzt einen würdigen Eindruck. Die Stadt Starnberg hat auf Anregung von Grünen-Stadtrat Franz Sengl und nach einem SZ-Artikel rasch reagiert.

Besonders freut sich der Starnberger Mediziner Herbert Kappauf, dass die Stadt die Grabstätte als eines von 21 Ehrengräbern nun sorgsam in Obhut nimmt. Kappauf und seine Frau hatten das Grab immer wieder von Überwucherung befreit und ein paar Blumen abgelegt. Die Diplomatenfrau Hanna Solf hatte während der Nazi-Diktatur in ihrer Berliner Wohnung den sogenannten Solf-Kreis ins Leben gerufen, in dem sich teils liberale, teils konservative Gegner des nationalsozialistischen Regimes austauschten.

Der Solf-Kreis leistete keinen aktiven Widerstand in Form eines geplanten oder versuchten Umsturzes. Er stand aber in Kontakt zu anderen Oppositionsgruppen in Wehrmacht und Auswärtigem Amt. Zudem gab es Verbindungen zur kommunistischen Uhrig-Römer-Gruppe und dem Kreisauer Kreis. Zum Solf-Kreis gehörten Diplomaten des Auswärtigen Amts wie Albrecht Graf von Bernstorff und Adelige wie Hannah von Bredow, Enkelin von Otto von Bismarck. Nachdem der Kreis verraten worden war, wurde Hanna Solf am 12. Januar 1944 verhaftet und durchlitt ein Martyrium in mehreren Gefängnissen und KZs.

In den letzten Kriegstagen kam sie frei, abgemagert auf 42 Kilo. 70 Angehörige des Solf-Kreises waren zwischenzeitlich Rollkommandos zum Opfer gefallen. Nach Kriegsende sagte Solf bei den Nürnberger Prozessen als Zeugin aus. Kurz darauf zog sie nach Starnberg, wo sie zurückgezogen lebte bis zu ihrem Tod im Jahr 1954.

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Quelle:
SZ vom 23.03.2020
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