Süddeutsche Zeitung

Gauting:Vorgezeichnet

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Die aus einer Künstlerfamilie stammende Malerin Veronika Zacharias in der Talk-Reihe "Tee bei Sabine"

Von blanche MAMER, Gauting

"Ich hatte eine schöne Kindheit in Gauting. Trotz des Krieges", betonte Veronika Zacharias gleich mehrmals. Die Gautinger Malerin, Jahrgang 1939, war am Sonntag beim "Tee bei Sabine" im Bosco. Zahlreiche Weggefährten und Künstlerkollegen ließen sich durch das strahlend schöne Wetter nicht davon abhalten, beim Talk in der Bar Rosso dabei zu sein. Es wurde ein heiteres Gespräch, zu dem auch manche Zuhörer aus dem Publikum Stichworte gaben. "Erzähl doch mal von den kleinen Reisen, die wir mit dem Malkurs gemacht haben", sagte eine der Hobbymalerinnen. Oder: "Vergiss nicht, von Heiligenblut zu erzählen", wie ein anderer Zuhörer forderte.

Doch zurück zum Anfang: Die silberne Teekanne ihrer Mutter, die die Künstlerin mitgebracht hatte, wurde geschont, den Tee gab es in einer einfachen weißen Porzellankanne. "Wir wollen Ihre schöne alte Kanne schonen", sagte Interviewerin Sabine Zaplin zu Beginn der Unterhaltung.

Veronika Zacharias ist in München geboren, aufgewachsen ist sie in einem großen Haus mit Garten in der Parkstraße 1 in Gauting. "Wir haben auf der Straße und im Garten gespielt, sind auf dem Pippinplatz geradelt, auf dem Schlossparkweiher Schlittschuh gelaufen und mit den Skiern den Bahnhofsberg runtergewedelt", berichtete sie. Später haben die Eltern in der Schollstraße ein Haus gebaut. Beide Eltern waren Kunstlehrer, der Vater, Alfred Zacharias, ein bekannter Holzschnitter, der Kunst-Referendare fürs Gymnasium ausbildete, die Mutter, Irmgard Zacharias, war Zeichenlehrerin in Pasing mit eigener Werkstatt. Der große Bruder Thomas wurde Professor an der Kunstakademie in München, Wolfgang, der Jüngere, machte Kinderbücher und begründete die Pädagogische Aktion München. Kein Wunder, dass ihr ebenfalls eine künstlerische Ausbildung vorgezeichnet war. Doch ganz glatt ging das nicht. Nach der Volksschule in Gauting habe sie zunächst das Gymnasium in Starnberg besucht, erzählte sie. Das sei eine schöne Zeit gewesen, doch ihre Mutter wollte, dass sie ins Mädchengymnasium in Pasing wechsle. Dem musste sie sich beugen, aber es war "grässlich, streng, langweilig, eine richtige Mädchenschule".

Dann fanden ihre Eltern, dass sie etwas Handwerkliches lernen sollte. Also machte sie eine Ausbildung zur Schaufensterdekorateurin. "Das war im Grunde gut. Es brachte mir Pluspunkte für das Bühnenbild-Studium, und ich konnte nebenbei arbeiten." Sie hat auch Mal-, Zeichnen- und Radierungskurse besucht, es war eine tolle Studienzeit, findet sie. Mit 21 hat sie den Führerschein gemacht, als Einzige in der Familie konnte sie Auto fahren. Fortan chauffierte sie die Familie in der vom Vater neu gekauften Limousine. Doch leider fand sie später keine Anstellung in ihrem Traumberuf. Sie hat als Illustratorin gearbeitet, hat geheiratet, bekam zwei Kinder, machte dann eigene Kinderbücher. Ihr Mann, ein Grafikdesigner, hatte ein Büro in Schloss Fußberg, sie selbst hatte dort ebenfalls einen Arbeitsraum. Ein schönes Atelier hat sie auch jetzt. Seit 17 Jahren gehört sie zur Künstlergemeinschaft der Reismühle, wo sie auch ausstellt; Grafiken, Farbradierungen oder großformatige abstrakte Bilder von ihren Reisen.

Von ihren großen Reisen- Marokko, Namibia oder Taiwan beispielsweise - hat sie nicht nur zahllose natürliche Farbpigmente mitgebracht, sondern auch viele Skizzenbücher, in denen sie ihre Eindrücke festgehalten hat. "Ich bin das so gewohnt von früher. Schon als Kind habe ich angefangen, in Hefte zu malen."

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Quelle:
SZ vom 29.03.2017
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