Süddeutsche Zeitung

Hilfe:Geldspende für Stammzelle

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Mit aller Entschlossenheit versucht die Familie Azemi Geld zu sammeln, um dem an Leukämie erkrankten jüngsten Bruder eine Transplantation zu ermöglichen

Von Blanche Mamer, Gauting

Als Xhavid Azemi, der seit langem in Gauting lebt und eine kleine Hausrenovierungsfirma betreibt, im vergangenen Sommer die Nachricht bekommt, dass sein zehn Jahre jüngerer Bruder Arsim an einer aggressiven Form der myeloischen Leukämie erkrankt ist, steht für ihn gleich fest, dass er alles tun wird, um ihm zu helfen. Er fliegt sofort nach Pristina, ins Krankenhaus, erfährt aber nur wenig über die Behandlung und die Chancen seines Bruders, dem es zusehends schlechter geht. Die Nebenwirkungen der Chemotherapie sind gravierend.

Nach zwei Monaten wird der Vater von vier Kindern entlassen - zum Sterben daheim. Ob es nicht die Möglichkeit einer Stammzellen-Transplantation gebe, fragt Xhavid Azemi (46), doch der behandelnde Arzt winkt ab. Nun setzen Xhavid und seine beiden Brüder, die ebenfalls im Würmtal leben, alles in Bewegung, um den Bruder nach Gauting zu holen und im Klinikum Großhadern behandeln zu lassen.

Das Problem: Eine Stammzellen Transplantation ist sehr teuer, der Kostenvoranschlag liegt bei 247 000 Euro. Und Arsim Azemi, der im Kosovo eine kleine Landwirtschaft betreibt, ist nicht krankenversichert. Dabei gibt es eine wunderbare Nachricht: Die Stammzellen von Xhavid und einem der jüngeren Brüder passen zu 100 Prozent für Arzim. Die langwierige Suche nach einem fremden Spender ist somit nicht nötig. Die Ersparnisse der ganzen Familie von 93 000 Euro reichen für die notwendige Vorauszahlung.

Der Gautinger wendet sich an alle seine Freunde, schreibt an seine Kunden. Eine Bekannte, Angelika Siegmund, setzt sich für die Familie ein, schreibt an ihren Freundeskreis, ruft zu Spenden auf. "Es ist toll, was die Menschen für uns getan haben, doch es fehlen uns immer noch 82 000 Euro", sagt Xhavid Azemi. "Wir haben vergangenen Woche mit dem behandelnden Arzt im Klinikum Großhadern gesprochen. Er sagte uns, eine weitere Chemo wäre notwendig, wenn die Transplantation nicht innerhalb der nächsten zwei bis drei Wochen stattfinden kann. Das würde bedeuten, dass Arsim zusätzlich geschwächt wird, der Klinikaufenthalt viel länger dauert und weitere Kosten entstehen", sagt Xhavid. Und vertraut darauf, dass genügend Spenden zusammenkommen, um die Behandlung bezahlen zu können. Der Verein "Freunde, Förderer und Alumni KUM e.V." hat speziell für Arsim ein Konto bei der Deutschen Bank eingerichtet, von dem die Behandlungskosten bezahlt werden. Iban: DE07 7007 0024 0220 4444 01, BIC: DEUTDEDBMUC.

1993 ist die Familie Azemi mit fünf Söhnen aus dem Kosovo nach Deutschland geflüchtet. Drei der Brüder blieben auch nach Beendigung der Jugoslawien-Kriege im Münchner Süden, heirateten, gründeten Familien, sind gut integriert, zwei Brüder kehrten in die Heimat zurück. Der Familienzusammenhalt ist sehr eng. "Wir telefonieren fast täglich, wir verbringen die Ferien im Kosovo, meine Tochter studiert in Pristina", erzählt Xhavid Azemi. Sein Bruder habe vier Kinder, der Jüngste, Adriatik, wird zwei, Leonita ist sechs, Londrim wird acht und Laureta zehn Jahre alt.

Die "Simple"-Band engagiert sich ebenfalls und veranstaltet an diesem Samstag, 20 Uhr, ein Benefizkonzert für Arsim Azemi. Es findet statt im Lokal El Diablo, Münchner Straße 6, in Gauting.

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Quelle:
SZ vom 23.01.2016
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