Süddeutsche Zeitung

Gastronomie:Pächter im Forsthaus Mühltal brauchen Geduld

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Stefan Walter und Boris Scharf, die neuen Pächter des Forsthauses Mühlthal, würden gerne Gäste bewirten. Aber immer noch fehlt die Genehmigung des Landratsamts.

Von Michael Berzl und Simon Ax, Starnberg

An der Würm ist ein Sandstrand aufgeschüttet, Biertische stehen dort und ein Strandkorb, am Rand zwischen Sand und Radweg liegt dekorativ ein rotes Kanu. Es sieht einladend aus an diesem schön hergerichteten Flecken beim Forsthaus Mühlthal. Nur zu gerne würden die neuen Pächter Stefan Walter und Boris Scharf dort Gäste bewirten, doch sie warten noch auf eine Genehmigung des Starnberger Landratsamtes, und das schon seit Monaten. Einstweilen sind sie damit beschäftigt, das Gelände herzurichten. Sie wollen einen Biergarten eröffnen und den früheren Disco-Keller als Event-Location anbieten. Und da ist noch einiges zu tun.

Seit Januar haben die beiden Münchner das Anwesen an der Straße zwischen Starnberg und Gauting gepachtet, das lange leer stand und zuletzt als Unterkunft für Asylbewerber diente. Eigentümer sind die Brüder Andreas und Stefan Kilg, die das Areal 2012 gekauft haben. Einige Partys hat es dort schon gegeben, das hat sich herumgesprochen. Außerdem sind 17 Zimmer an Monteure vor allem aus Polen vermietet. Doch ansonsten läuft es noch nicht ganz so, wie sich das Walter und Scharf vorgestellt haben. Eigentlich wollten sie an den Wochenenden schon lange Bier und Brotzeiten an Radler verkaufen, die täglich hier vorbeikommen. Nun ist der Sommer bald vorbei, es gab schon ein paar Begehungen mit Mitarbeitern des Landratsamtes, aber die Genehmigung fehlt immer noch. "Das ist schon ein bisschen nervig", sagt Scharf bei einem Rundgang durch sein Reich im Mühltal.

Da ist einiges liegen geblieben aus den vergangenen Jahren, neuer Krimskrams ist dazugekommen. Über dem altgedienten Schanktresen sind Wasserpfeifen wie in einer Shisha-Bar aufgereiht. In der komplett eingerichteten Großküche mit Gasherd, Kühlschränken und Dunstabzug, die schon lange nicht mehr benutzt wurde, liegt ein Packen langer bunter Strohhalme, wie sie zum Trinken aus Sangria-Eimern benutzt werden. Im nächsten Raum hinter einem Vorhang ist ein ganzer Elchkopf zu entdecken, Hirschgeweihe liegen auf einer alten Holzbank. An der Wand lehnt ein König-Ludwig-Bild. Das alles verschwindet hinter der Deko, wenn dort gefeiert wird. Eine Geburtstagsgesellschaft zu einem Fünfzigsten hat sich dort schon eingefunden, für eine Hochzeit im nächsten Jahr gibt es schon eine Anfrage, erzählen die Pächter. Drunten im Keller ist es schon ein paar Mal hoch hergegangen in den vergangen Monaten. Die Decken sind niedrig, die Wände sind mit Graffiti besprüht, es könnte mal wieder gründlich gelüftet werden. "Abgefuckt - aber schön", kommentiert Stefan Walter. So kann man es auch sagen. Drei Container voller Sperrmüll haben die neuen Pächter schon weggeschafft, aber es liegt und steht noch einiges herum. Draußen an der Wand lehnen Lattenroste, ein ausgemustertes Feuerwehrauto steht im Garten.

Walter und Scharf versuchen im Mühltal ihr Glück, nachdem sie die "Alte Raffinerie" im Optimol-Gelände beim Ostbahnhof räumen mussten. Anfangs sind vor allem Münchner herausgekommen, doch mittlerweile spricht sich auch hier herum, dass sich wieder etwas tut im alten Forsthaus. Die nächste Goa-Party findet dort am Samstag, 1. September, statt. Bei Facebook gibt es dafür schon 55 Zusagen und knapp 700 Interessenten.

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Quelle:
SZ vom 06.08.2018
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