Süddeutsche Zeitung

Flächennutzung:Andechser Spagat

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Gemeinde wächst weiter und will doch ländlich bleiben

Von Ute Pröttel, Andechs

Einen großen Schritt weiter in der Fortschreibung des Flächennutzungsplanes (FNP) ist man am Donnerstagabend in Andechs gekommen. Die Gemeinderäte entschieden sich im Zweifel eher für die Ausweisung neuer Wohnbauflächen und wandten sich in einigen Punkten gegen die Empfehlung des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum München oder Einwendungen anderer Behörden. So beschlossen die Gemeinderäte an der Entwicklung von neuen Wohnbauflächen entlang der Gartenstraße in Erling festzuhalten. Auch Einwände gegen eine zweite Baureihe Am Eierl wurden zurückgewiesen. Vier Stunden lang wurden Stellungnahmen von Bürgern und Einwendungen von gut einem Dutzend Behörden abgewägt und eingearbeitet.

Den Siedlungsdruck auf das Münchner Umland bekommt die Gemeinde Andechs in ganz besonderem Maße zu spüren. Sie wächst jährlich um gut ein Prozent und damit wesentlich schneller als der Landkreis. Auf die Einwohner gerechnet liegt die kleinste Gemeinde des Landkreises laut einer Erhebung des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum München aus dem Jahr 2017 bei der Wachstumsrate an der Spitze aller Landkreisgemeinden noch vor Gilching und Inning. Eine vorausschauende Ortsentwicklung ergibt da Sinn. Schule, Kindergärten, Feuerwehr und die gesamte Infrastruktur müssen angepasst werden.

Im FNP werden daher auch Flächen für das Gemeinwohl festgesetzt, so in Erling rund um die Carl-Orff-Schule und das neue Kinderhaus und im Südosten von Frieding für ein neues Feuerwehrhaus samt Sportplatz. Auch entlang der Herrschinger Straße in Frieding widersprach das Gremium der Empfehlung der Planer aus München und hielt an einer gleichförmigen Fortentwicklung links und rechts der Straße fest.

Nur eine Stellungnahme gab es zum viel diskutierten Gewerbegebiet Frieding Nord. Die bereits vom Gemeinderat beschlossene Fortentwicklung mit reduziertem Umfang wird nun auch im FNP festgeschrieben. Ein Grund dafür, dass der Entwurf nochmals öffentlich ausgelegt werden muss.

In Machtlfing wurde die ursprüngliche Planung Am Reischberg bereits im Juli 2018 erweitert. Dadurch wird eine sinnvolle Siedlungsentwicklung in Richtung des alten Dorfs möglich. In Rothenfeld bleibt es trotz der Einwendungen der Unteren Naturschutzbehörde bei der geplanten Erweiterung des Gewerbegebietes Richtung Süden. Unterm Strich nimmt die Siedlungsfläche der Gemeinde auch in Zukunft weniger als fünf Prozent aller Flächen ein. Insbesondere in Erling gibt es mit der Stadlerwiese, Am Pähler Hart und entlang der Raiffeisenstraße noch viel freie Baufläche im Innenbereich. Mehr als die Hälfte der Flächen der Gemeinde werden landwirtschaftlich genutzt, 40 Prozent sind von Wald bedeckt.

Seit mehr als drei Jahren befasst sich Andechs mit der Fortschreibung des Flächennutzungsplanes aus dem Jahr 2004. Von Anfang an waren die Bürger der Gemeinde aktiv eingebunden. Ihre Anregungen und Einwendungen wurden in sogenannten Bürgerwerkstätten abgefragt und bei der Erstellung des neuen Entwurfes berücksichtigt. Ein wesentliches Ziel des neuen FNP ist der Erhalt des ländlichen Charakters der Gemeinde.

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Quelle:
SZ vom 17.05.2019
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