Süddeutsche Zeitung

Finanzen:Sparrunde vorbei

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Gauting hat überraschend eine Million Euro mehr zur Verfügung

Von Michael Berzl, Gauting

Nach Vorbesprechungen hinter verschlossenen Türen haben in Gauting in dieser Woche die öffentlichen Haushaltsberatungen begonnen. Dank einer unerwartet hohen Schlüsselzuweisung ist die finanzielle Not diesmal nicht so groß wie in den vergangenen Jahren. Da geht es um Mehreinnahmen von einer Million Euro. Ständige Sparappelle bleiben aus. Doch die Gemeinderäte im Finanzausschuss schauen sich einige Posten ganz genau an. Ein paar Beispiele:

Verkehrskontrollen

Mitarbeiter des Zweckverbands Kommunales Dienstleistungszentrum Oberland mit Sitz in Bad Tölz kontrollieren in Gauting Temposünder und verteilen Strafzettel, wenn Autos länger als erlaubt geparkt sind. Das kostet mehr, als die Bußgelder einbringen und ist darum ein Minusgeschäft für die Gemeinde. Auf kritische Nachfragen der FDP-Gemeinderätin Britta Hundesrügge warnte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU), viele Bürger wünschten noch mehr Überwachung. Sie will aber einen Vertreter des Zweckverbands in den Verkehrsausschuss einladen, um über das weitere Vorgehen zu beraten.

Treffpunkt Stockdorf

Das als Bürgertreff konzipierte Lokal am Harmsplatz in Stockdorf ist seit Jahresbeginn geschlossen. Unter den derzeit gültigen Corona-Auflagen sei ein wirtschaftlicher Betrieb nicht möglich, erklärt Pächter Hans Wilhelm Knape. Für die Gemeinde bedeutet das Mietausfälle. Eigentlich waren 10 200 Euro für dieses Jahr im Haushalt eingeplant, dieser Betrag wird nun halbiert. Erst vom Juli an wird demnach wieder mit Einnahmen gerechnet.

Gemeinderäte verzichten

Die Arbeit im Gemeinderat ist zwar ein Ehrenamt, aber es gibt eine Entschädigung. So erhalten die Räte je angefangene Sitzungsstunde 20 Euro, wie aus dem Entwurf des Verwaltungshaushalts hervorgeht. Heuer sollte es zusätzlich Geld für die Teilnahme an Klausurtagungen geben. Doch auf einen Vorschlag von Maximilian Platzer (CSU) hin verzichten die Gemeinderäte auf dieses Geld.

Jugendzentrum

Der Betrieb des Jugendzentrums ist nur möglich dank erheblicher Aufwendungen aus Steuermitteln. Mehr als 230 000 Euro schießt die Gemeinde pro Jahr zu. Angesichts dieser Summe hätte der UBG-Gemeinderat Andreas Albath gerne Angaben über die Zahl der regelmäßigen Besucher. Sollten es tatsächlich nur etwa 35 sein, wie Michael Vilgertshofer (CSU) unter Berufung auf einen Bericht aus dem Haus sagt, wäre das in den Augen von Albath "ein totales Missverhältnis". Sein Einwand bleibt vorerst ohne Folgen.

Zuschüsse für Vereine I

"Gelebte Praxis": So nennt CSU-Gemeinderat Maximilian Platzer das Vorgehen bei der Vergabe von Zuschüssen an die Vereine. Einen objektiven Bewertungsmaßstab gebe es dabei nicht. Anders ausgedrückt: So viel Geld wie in der Vergangenheit gibt es auch jetzt. Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (CSU) nennt das "eine gewisse Tradition, die sich eingespielt hat." Doch das wird sich ändern. Eine Arbeitsgruppe formuliert gerade Zuschussrichtlinien, die dann für das nächste Jahr beschlossen werden sollen, wie Gemeinderat Stephan Ebner (CSU) berichtet. Einstweilen weiter mit gelebter Praxis, die dann so aussehen kann: Der Reiterverein Neuried-Gauting in Hausen beantragt einen sehr hohen Zuschuss, diesmal 51 800 Euro, der dann wieder zurechtgestutzt wird auf 3000 Euro. Einstimmig. Der Tradition folgend.

Zuschüsse an Vereine II

Mehr als eine halbe Million Euro fließen an die verschiedensten Vereine. Dabei handelt es sich im Einzelnen um Beträge von 100 Euro für den Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge bis zu 164 000 Euro für die Musikschule. An die Volkshochschule im Würmtal gehen laut einer Auflistung der Kämmerei in diesem Jahr 44 500 Euro; das bedeutet gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg um 10 000 Euro. Zu den größeren Zuwendungen zählen außerdem jeweils 10 000 Euro für das Fünfseen-Filmfestival und für die Schule der Fantasie sowie 37 600 Euro fürs Theaterforum, dem Betreiber des Bosco.

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Quelle:
SZ vom 28.01.2022
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