Süddeutsche Zeitung

Bauprojekt in Berg:Am ehemaligen "Café Rosengarten" darf weitergebaut werden

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Nach fast vier Jahren Stillstand darf der Hauseigentümer die Umbauten an dem historischen Gebäude in Assenhausen fortsetzen.

Von Sabine Bader, Berg

Es gibt ein Sprichwort, das im wörtlichen Sinne betrachtet immer falsch ist: "Die Kuh ist vom Eis." Wo doch jeder weiß, dass eine Kuh auf einer Eisfläche nichts verloren hat. Nicht ganz so wörtlich genommen, trifft der Spruch aber oft zu - auch auf diesen langjährigen Baustreit, über den die Berger Gemeinderäte am Dienstag zum wiederholten Mal zu befinden hatten.

Das Gebäude, um das es geht, steht an der Dürrbergstraße im Ortsteil Assenhausen. Früher beherbergte das Haus das lauschige "Café Rosengarten", ein beliebtes Ziel für Ausflügler. In unmittelbarer Nähe befinden sich alte Bauernhäuser und eine kleine Kapelle, die unter Denkmalschutz steht.

Nach Ansicht der Gemeinde hat das Gebäude seinen Bestandsschutz verloren

Seit bald vier Jahren ist das entmietete Gebäude eine Bauruine. Die hölzerne Loggia, die dem Haus in Richtung Süden sein Gesicht gab, ist abgebrochen. Der Eigentümer hat den Dachstuhl maßgeblich verändert, um das Dach größer und hochwertiger ausbauen zu können. Das allerdings war der Auslöser für jahrelange Verzögerungen. Denn das Haus hat durch die Veränderung des Dachstuhls nach Auffassung der Gemeinde Berg seinen Bestandsschutz verloren. Den hätte es aber benötigt, um es trotz der mangelnden Abstandsflächen und der zu wenigen Stellplätze zu genehmigen. Folglich lehnten die Gemeinde und das Landratsamt Starnberg den Bauwunsch ab, und die Kreisbehörde stellte die Bauarbeiten ein.

Die Folge: ein seit Jahren offener Dachstuhl und ein unansehnlicher Bretterverschlag zwischen Baustelle und Straße. Seit einer Weile tobte ein Rechtsstreit zwischen dem Landratsamt als Genehmigungsbehörde und dem Eigentümer des Gebäudes. Jetzt hat sich die Justiz mit dem Fall befasst, doch ein Urteil erging nicht. Die Verwaltungsrichter ließen dem Landratsamt lediglich ein Protokoll der Verhandlung zukommen.

Der genaue Inhalt des Schriftstücks ist nicht bekannt, hat aber dazu geführt, dass die Kreisbehörde ihre ablehnende Haltung aufgeben musste. Das ließ die Rathausverwaltung in der Sitzung durchblicken. Folglich macht es auch für die meisten Berger Gemeinderäte keinen Sinn mehr, in dieser Sache hart zu bleiben. "Jeder möchte das Ding vom Tisch haben." Mit diesen Worten fasste Vizebürgermeister Andreas Hlavaty (CSU) die vorherrschende Meinung am Ratstisch zusammen. Mit zehn zu acht Stimmen billigten die Gemeinderäte letztlich zähneknirschend den Umbau.

Fazit: Manchmal kann es für einen Bauherrn dienlich sein, einen langen Atem zu haben. Ob dies der Optik historischer Bauten immer gut tut, mag dahingestellt sein.

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