Süddeutsche Zeitung

Bauprojekt in Starnberg:Einheimische statt Natur

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Kreistag nimmt 510 Quadratmeter aus dem Landschaftsschutz

Von Sabine Bader, Starnberg

Es ist nur ein kleiner Zipfel Land, um den es geht - ganze 510 Quadratermeter. Sie sollen nach dem Willen der Stadt Starnberg aus dem Landschaftsschutzgebiet herausgenommen werden. Denn auf dem Gelände "Am Wiesengrund" in Starnberg, das sich im Besitz der Stadt befindet, soll möglichst bald ein Einheimischenmodell verwirklicht werden. Damit hofft man, dass sich auch junge Familien Wohneigentum im teuren Starnberg leisten und damit dauerhaft hier wohnen bleiben können. Geplant sind auf dem insgesamt 35 000 Quadratmetern Areal am südlichen Ortsrand der Stadt 51 Reihenhäuser und mehrere Mehrfamilienhäuser.

Die Stadt führt in ihrem Herausnahmeantrag an den Landkreis an, dass das betreffende Grundstück weder - wie in der unmittelbaren Nachbarschaft - über einen Buchenbestand verfüge noch über Wanderwege. Zudem diene es bisher nicht der Naherholung. Der überwiegende Teil des für das Bauprojekt in Frage kommenden Geländes liegt bereits jetzt nicht im Landschaftsschutzgebiet. Die herauszunehmende Fläche spiele eine untergeordnete Rolle, argumentiert die Stadt.

So sahen es am Dienstagnachmittag auch die meisten Mitglieder im Kreisausschusses und votierten für die Herausnahme des gut 500 Quadratmeter großen Geländes. Nur die beiden Grünen-Kreisräte Peter Unger und Bernd Pfitzner votierten dagegen.

Ein großes Problem ist noch immer die Verkehrserschließung des neuen Baugebiets. Aktuell hat die Stadtverwaltung einen Durchschnittswert von 50 Fahrzeugen pro Stunde ermittelt, die das dicht besiedelten Wohngebiet passieren. Wenn das Einheimischenmodell bezogen ist, dürfte sich diese Zahl noch deutlich erhöhen, denn es wird mit weiteren 150 Autos in dem Neubaugebiet gerechnet.

Bisher geht man davon aus, dass das Gelände über den Waldspielplatz und die Jahnstraße erschlossen werden soll. Davon sind die Anwohner des Waldspielplatzes jedoch alles andere als begeistert. Zumal die Planung auch vorsieht, den kompletten Baustellenverkehr über die Straßen abzuwickeln. Die Straße sei schon jetzt in einem schlechten Zustand, hieß es.

Wann am Wiesengrund tatsächlich die Bagger rollen werden, steht noch nicht fest. Klar ist, das Interesse an dem Einheimischenmodell war von Anfang an groß. Mehr als 300 Haushalte haben sich bis Ende Januar 2019 um einen Bauplatz beworben. Im April hatte die Stadt von ihnen gefordert, zum innerstädtischen Immobilienvermögen auch den möglichen Grundbesitz außerhalb der Stadt anzugeben. Wie viele Bewerber jetzt noch übrig sind, ist offen.

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Quelle:
SZ vom 22.05.2019
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