Süddeutsche Zeitung

Bahnhof in Stockdorf:Es geht voran

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Der lange geforderte Umbau des Stockdorfer Bahnhofs macht Fortschritte. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist: Für die Anlieger wird es in den kommenden Wochen zum Teil recht laut - auch nachts

Von Michael Berzl, Stockdorf

Diesmal muss Dany Beeh aus Stockdorf ihr Fahrrad noch selbst auf der steilen Treppe hinauf schleppen zum Bahnsteig. Sie hat in München an diesem Dienstag diverse Besorgungen zu erledigen; mit dem Rad geht das am besten. Wenn da nicht der beschwerliche Zugang wäre. "Eine Katastrophe, wie im vergangenen Jahrhundert", schimpft die Stockdorferin. Erst recht, wenn sie mit ihrem achtmonatigen Enkel im Kinderwagen unterwegs ist und beim Aussteigen aus der S-Bahn einen Höhenunterschied von 20 Zentimetern überwinden muss vom Waggon hinunter zum Bahnsteig. Doch diese Hindernisse werden gerade alle beseitigt. Der Umbau des Stockdorfer Bahnhofs, der vor sechs Wochen begonnen hat, kommt zügig voran.

Auf dem Bahnsteig liegen schon Holzlatten und Abdeckplatten, die von der Überdachung heruntergerissen wurden. Aus den Ritzen zwischen den Betonplatten wächst Gras, die Eingänge zu den Toiletten sind zugeschraubt; besonders gepflegt wurde dieser Haltepunkt schon lange nicht mehr. Das Angebot im Snack-Automat geht zur Neige. Nur noch zwei Tafeln Schokolade gibt es dort, einmal Trolli-Spaghetti und drei Packungen Pingummi. Wozu auch nachfüllen? Hier bleiben höchstens die Grundmauern übrig.

An der Alpenstraße liegt weiteres Material bereit, dort sind Schalbretter gestapelt, Betonringe sind auf der Fahrbahn abgestellt. Für Autofahrer ist die Durchfahrt seit Wochen gesperrt, nur Radfahrer und Fußgänger können die Unterführung noch passieren. Der neue Zugang, der künftig von der Alpenstraße aus unter einem Gleis hindurch unter den Bahnsteig führt, ist bereits gut zu erkennen. Massive Doppel-T-Träger bilden eine Behelfsbrücke, auf der nun die Gleise liegen und die S-Bahnen in Richtung Tutzing fahren. In den Boden gerammte Spundwände aus Metall stützen die Wände eines Tunnels, im künftigen Eingangsbereich glättet ein Bagger den Kiesboden, während die Bauleitung den Fortgang der Arbeiten bespricht. Immer wieder sind die typischen Tücken von Arbeiten im Altbestand zu bewältigen. Am Dienstag zum Beispiel geht es um ein dickes Stromkabel, dessen genauer Verlauf nicht ganz sicher ist.

Von der kommenden Woche an wird es besonders unangenehm für die Stockdorfer, die in der Umgebung des Bahnhofs wohnen. Zum Teil auch nachts werden die Arbeiter dann das alte Empfangsgebäude und das Dach auf dem Bahnsteig abreißen. In einem Informationsblatt für die Anwohner hat die Bahn angekündigt, dass "durchgehend" gearbeitet wird, also von 0 bis 24 Uhr. Diese Arbeiten sollen am kommenden Mittwoch beginnen und am Montag 19. Juni, beendet werden. An dem Tag beginnt gleich anschließend der Abbruch des Bahnsteigs, was ebenfalls mit erheblichem Lärm verbunden sein dürfte. S-Bahnen halten dann zwei Monate lang nicht mehr in Stockdorf, sondern fahren zwischen Planegg und Gauting ohne Stopp durch. Auf Aushängen ist der Schienenersatzverkehr angekündigt. (Infokasten)

Es wird Ende Oktober, bis der Umbau des Stockdorfer Bahnhofs abgeschlossen ist. Bis dahin sind noch einige Restarbeiten zu erledigen, wie dem Anwohnerinfo zu entnehmen ist. Dann ist die steile und manchmal rutschige Treppe von der Unterführung zum Bahnsteig Vergangenheit. Mit einem Aufzug geht es dann von der neuen Fußgängerunterführung bequem hinauf, auch mit Fahrrad oder Kinderwagen. Den großen Höhenunterschied zwischen Zug und Bahnhsteig, über den Dany Beeh sich am Dienstag so geärgert hat, gibt es dann auch nicht mehr.

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Quelle:
SZ vom 07.06.2017
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