Süddeutsche Zeitung

Ausstellung:Sinnlich-schöne Stimmungsbäder

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Die Malerin Marion Kausche gibt sich im Rathaus Gilching ganz der "Inspiration Farbe" hin. Sie schöpft dabei aus ihrer Intuition und den Erfahrungen, die sie schon in ihrem früheren Beruf als Innenarchitektin gesammelt hat

Von Katja Sebald, Gilching

Ein Fest der Farben feiert die Malerin Marion Kausche derzeit in den Gängen des Gilchinger Rathauses. Mit ihren überbordend bunten Bildern setzt sie vor den mattgrauen Betonwänden spannende Akzente. Gleichzeitig antwortet die Künstlerin immer wieder auf die Farbklänge, die von den Möbeln in den Sitzecken und angrenzenden Räumen vorgegeben werden. "Inspiration Farbe" heißt ihre Ausstellung, die noch bis zum Montag, 6. Mai, zu sehen ist.

Marion Kausche wurde 1964 in Düsseldorf geboren. Sie studierte Innenarchitektur und arbeitete in Berlin und München - bis sie 2005 ihren erlernten Beruf an den Nagel hängte und sich für ein Leben als freischaffende Künstlerin entschied. Ihre künstlerische Ausbildung verfolgte sie unter anderem bei Oskar Koller, Peter Casagrande und Jerry Zeniuk. Kausche lebt in Gräfelfing, sie kann auf zahlreiche Ausstellungen in der Region zurückblicken; ihr Atelier findet sich in der Gautinger Reismühle, wo sie auch Malkurse anbietet. "Ich lebe für die Malerei", sagte sie in einem Interview, als sie 2016 für den Tassilo-Preis der SZ vorgeschlagen wurde. Die Unsicherheit, die ein Künstlerleben mit sich bringt, nehme sie dafür gerne in Kauf.

Betrachtet man ihre aktuelle Ausstellung als Ganzes und nicht nur als Aneinanderreihung von Bildern, dann wird man unweigerlich zu dem Ergebnis kommen, dass Kausche ihre Möglichkeiten noch gar nicht voll und ganz erkannt hat und, dass die Farbmalerei womöglich nur ein Zwischenschritt zu ihrer eigentlichen Berufung ist. Aber nach all den Jahren hat die Malerin die Freude an ihrem lustvoll-experimentellen Spiel mit den Farben immer noch nicht verloren.

Bei der Entscheidung für die Farbe folgt sie einem spontanen Impuls, ebenso bei der Wahl der Mittel: Neben Pinseln kommen auch Stifte und Kreiden, gelegentlich vielleicht auch Schwämme und Hände zum Einsatz. Ihre Farben mischt die Malerin selbst, um so eine besondere Leuchtkraft zu erzielen. Auf deckende Schichten folgen transparente, auf Flächiges folgt Gestisches. Kausche reagiert während langer Arbeitsprozesse auf das, was auf der Leinwand unter ihren Händen entsteht: Sie lässt es wirken, wartet ab, verwirft, übermalt wieder und wieder, so lange, bis sie zufrieden ist.

Wer einen Bezug zwischen der Welt der Dinge und den gemalten Bildwelten von Kausche herstellen will, der muss sich schon auf seine eigenen Assoziationen verlassen: Man könnte dann vielleicht Landschaften aus der Vogelperspektive entdecken oder Licht- und Naturstimmungen. Der Malerin aber geht es in ihren Arbeiten einzig und allein um die Farbe: um Farbspuren und Farbflächen, um Farbkraft und Farbwirkung, vor allem aber um Farbklänge. Alle ihre Bilder sind konsequent ungegenständlich gedacht, auch auf Bildtitel verzichtet sie.

Die Bilder von Marion Kausche sind großzügig und intensiv, spannungsvoll und vor allem ungemein dekorativ. Die Künstlerin schöpft beim Malen aus der Intuition und aus ihrem ebenso sicheren wie mutigen Farbempfinden, aber sie verfügt auch über Erfahrung und Routine - und man darf wohl davon ausgehen, dass sie als diplomierte Innenarchitektin auch um die Wirkung der Farben auf die menschliche Psyche weiß.

Und so sind ihre Bilder in letzter Konsequenz immer wohlkomponierte und harmonische, sinnlich-schöne Stimmungsbäder. Wenn sich die Malerin mit der Innenarchitektin versöhnen würde, könnte sie großartige Farbräume schaffen.

Die Ausstellung "Inspiration Farbe" ist zu den üblichen Öffnungszeiten des Gilchinger Rathauses zu sehen.

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Quelle:
SZ vom 23.04.2019
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