Süddeutsche Zeitung

Ausstellung:Kleines Format - ganz groß

Lesezeit: 2 min

Die vielfältige Ausstellung im Blauen Haus in Dießen kommt gut an. 36 Künstler beteiligen sich diesmal. Zur Eröffnung begrüßt Annunciata Foresti 350 Gäste

Von Katja Sebald, Dießen

Das Format der einzelnen Arbeiten mag zwar klein sein, das Format der ganzen Ausstellung hingegen ist mittlerweile richtig groß: "Das kleine Format" findet in diesem Jahr bereits zum neunten Mal statt. Zur Eröffnung am Freitagabend konnte Annunciata Foresti, Initiatorin und Organisatorin der kuratierten Produzentenausstellung, 36 teilnehmende Künstler und fast 350 Gäste im Blauen Haus in Dießen begrüßen. Wie immer durften die Besucher über den begehrten Publikumspreis abstimmen, dem ein Ankauf durch die Marktgemeinde Dießen folgt. Neu war in diesem Jahr eine mit 1000 Euro dotierte und vom Landkreis Landsberg gestiftete weitere Auszeichnung, über die von einer Fachjury entschieden wurde.

Die Fachjuroren prämierten die Arbeiten aus der Serie "Fashion for Astronauts" der Dießener Bildhauerin Katharina Ranftl und lobten nicht zuletzt die installative Präsentation der Zeichnungen und kleinformatigen Schnitzfiguren aus Pinienholz. Für ihre aktuelle Figurenserie entwarf Ranftl kühn ausgeformte Funktionskleidung für Zukunftsmenschen und ließ sich dafür von Oskar Schlemmers berühmten Kostümentwürfen für das "Triadische Ballett" inspirieren. Auch das Publikum entschied sich für eine figürliche Arbeit: Die meisten Stimmzettel wurden für die kleinen, teilweise bemalten Bronzen von Badenden abgegeben, denen ihre Schöpferin Franziska Ghirardo den hübschen Titel "Fühlt sich wie Sommer an" gegeben hat.

Eine Installation von Janos Fischer.

Das Publikum prämierte das Figurenensemble "Fühlt sich wie Sommer an" von Franziska Ghirardo.

Malerin Annunciata Foresti vor ihrer Werkreihe "Seenlandschaften".

Klein geblieben ist beim "Kleinen Format" die maximale Abmessung der einzelnen Kunstwerke, klein geblieben sind auch die Verkaufspreise. Groß hingegen ist die Bandbreite der künstlerischen Positionen: Foresti selbst zeigt auf winzigen Täfelchen sehr malerische "Seenlandschaften", der aus Dießen stammende Hamburger Künstler Anh Duc Nguyen kleine Stillleben auf Papier. Figürliche Malerei präsentieren Corinna Mayer, Michaela Ringler, Nicole Mahrenholtz, Petra Herrmann und Ursula Singer. Cristina Blank, Janos Fischer und Tom Kristen loten auf spannende Weise die Grenzbereiche zwischen Zeichnung und Malerei aus, und Dirk Eckert zeigt Illustrationen.

Bei den bildhauerischen Arbeiten stehen Katja von Lübtows "Consolidati", minimalistische Formen aus Holz, Lehm und Füllmaterial, und die Objekte von Doris Leuschner, die wie Fundstücke aus einer geheimnisvollen fremden Vegetation anmuten, im Kontrast zu den spielerisch-witzigen Schnitzereien im allerkleinsten Format von Christiane Osann und den erzählerischen Bauernhoffiguren von Ramona Bertl. Mary Kim zeigt auf einer Wand eine Vielzahl von unterschiedlichen farbigen Objekten, die auf den ersten Blick an Origami erinnern, tatsächlich aber aus Polypropylen geformt sind. Nicola von Thurn widmet sich - ebenfalls in einer Wandinstallation - bedrohten oder bereits ausgestorbenen Tierarten, die sie entweder in Porzellan modelliert oder aber zeichnet und dann in der auch fast ausgestorbenen Cyanotypie, einer Radiertechnik, präsentiert.

Objekt und Installation von Katharina Lehmann, kreiert in Thread-Drip-Painting-Technik.

Die Figur "Der Zuagroaste" von Dirk Eckert.

Im Bereich der Fotografie ist das Spektrum der gezeigten Arbeiten ebenfalls groß: Johann Hinrichs fotografiert seit Jahren Feldstadel, er betitelt seine Bilder nach dem jeweiligen "Fundort". Die Serie besticht zum einen durch dieses sehr stringente Konzept, zum anderen aber auch durch die unprätentiöse handwerkliche Qualität der Aufnahmen. Saskia Pavek hingegen zeigt mit einer Serie von extrem inszenierten Bildern junge Menschen an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Und Lena Ritthaler hat eine Auswahl von Instragram-Bildern zu einer analogen "Story" arrangiert: ein Bildertagebuch aus Fotos, die auf Reisen oder einfach en passant entstanden. Gesine Dorschner schließlich druckt ihre Fotomotive mit Hilfe des Risographie-Verfahrens in Goldfarbe auf schwarzes Papier. Es entstehen reizvoll glitzernde, zugleich sehr reduzierte Landschaften.

Die Ausstellung "Das kleine Format" ist noch bis Sonntag, 3. November 2019 jeweils Freitag, Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr im Blauen Haus, Prinz-Ludwig-Straße 23, in Dießen zu sehen. Eintritt 2 Euro.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4648850
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 21.10.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.