Süddeutsche Zeitung

Musik:Klangvolle Runde um den Ammersee

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In zwei Dutzend Kirchen und Kapellen sind am letzten Sonntag im August Konzerte zu hören. Die Besucher können aus vier Routen wählen. Der Eintritt ist frei.

Von Katja Sebald, Schondorf

Es gibt kunsthistorische Schätze und architektonische Besonderheiten zu entdecken, eine der ältesten Kirchen in der Region und eine Schlosskapelle, die normalerweise nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist: Der Kapellentag am letzten Sonntag im August ist einer der Höhepunkte des Musikfestivals "Ammerseerenade", das Doris Pospischil zusammen mit ihrem Mann Hans-Joachim Scholz ins Leben gerufen hat und das in diesem Jahr zum zehnten Mal stattfindet.

Die musikbegeisterten Initiatoren wollen mit diesem besonderen Format klassische Musik einem jüngeren Publikum nahebringen, sie wollen Kirchenräume öffnen, auf ihre einzigartige Atmosphäre aufmerksam machen und nicht zuletzt einen Beitrag für den Landschaftsschutz leisten.

Am Sonntag, 27. August, werden rund um den Ammersee verschiedene Kirchen und Kapellen zu Konzertorten. Man kann auf vier verschiedenen Routen jeweils sechs oder sieben Konzerte nacheinander hören oder zwischen den Routen wechseln und sich aus allen Angeboten ein oder mehrere Lieblingskonzerte aussuchen. Zu jeder Kapelle oder Kirche gibt es vor dem jeweiligen Konzert eine kleine Einführung. Der Eintritt ist überall frei, egal, ob international renommierte Stars auftreten oder lokale Größen.

Ist es nun die bunte Mischung aus Weltmusik und Volksmusik, Jazz, Pop und Klassik? Sind es die privaten Haus- und Hofkapellen, die nur an diesem Tag für die Besucher geöffnet sind? Ist es die herrliche Landschaft, die man bei einer Radtour von Kapelle zu Kapelle durchquert? Oder sind es womöglich das Weißwurstfrühstück und das Kuchenbüffet nach dem Konzert, die dieses außergewöhnliche Event ausmachen? Doris Pospischil jedenfalls gerät über jeden einzelnen der 24 Aufführungsorte ins Schwärmen.

Als Erstes erzählt sie mit großer Begeisterung von den Weißwürsten in Bierdorf bei Dießen, die von den Eigentümern der Hofkapelle "Mariä Heimsuchung" serviert werden. Gleich darauf weist sie auf die ebenfalls auf der Westroute gelegene Hofkapelle St. Georg in Rieden hin. Sie gehört zum Jackelhof, der sich seit mehr als 500 Jahren in Familienbesitz befindet. Dort gibt es Kaffee und Kuchen, nachdem Niklas Clarin, begleitet von Gerald Süttinger am Klavier, mit Schumanns "Dichterliebe" aufgetreten ist.

Besonders am Herzen liegt ihr auch die junge Mezzosopranistin Neelam Brader, die in St. Martin in Hechenwang bei Windach singen wird. Diese Kirche ist ebenso Teil der Nordroute wie das Schloss Greifenberg, das seit Jahrhunderten im Besitz der Familie von Perfall ist. Dort bietet sich die seltene Gelegenheit, im Rahmen eines Orgelkonzerts die Schlosskapelle aus dem Jahr 1760 zu besichtigen.

In Unterschondorf tritt das Saxophon-Ensemble des Musikzentrums Schondorf auf. Die aus unverputzten Tuffsteinen errichtete Kirche St. Jakob steht auf einer kleinen Anhöhe am Seeufer und ist älter als die Fischersiedlung, die erst nach und nach zu ihren Füßen entstand. Sie stammt aus dem 12. Jahrhundert und gilt als eine der am besten erhaltenen romanischen Sakralbauten im Alpenvorland.

Die Ostroute beginnt in Aidenried, wo sich von der Hofkapelle "Maria Schnee" ein besonders schöner Blick bietet und wo südamerikanische Harfenmusik erklingt. Eine weitere Station auf dieser Route ist die kleine Kapelle im Herrschinger Ortsteil Rausch, wo eine Hausmusikgruppe mit dem passenden Namen "Saitenrausch" musiziert. Der Weg führt weiter nach Schlagenhofen, wo in der Kapelle St. Michael eine Uraufführung aus der "Suite Orientale" von Johannes Gierlichs stattfindet.

Eine der am meisten fotografierten Kirchen in Bayern steht bei Raisting

Auf der Südroute liegt die Wallfahrtskapelle "St. Johannes der Täufer". Mit ihrem barocken Zwiebeltürmchen bildet sie einen spannenden Gegensatz zu den Antennen der benachbarten Erdfunkstelle in Raisting. Sie dürfte deshalb eine der am meisten fotografierten Kirchen in Bayern sein. Dort spielt das Laubensteiner Bläserduo aus dem Chiemgau.

Den Abschluss dieser Route bildet das direkt am Ufer des Ammersees gelegene Kirchlein im Dießener Ortsteil St. Alban. Die im Kern spätgotische Kapelle wurde zwischen 1736 und 1739 von zwei der besten Rokoko-Meister der Region ausgestattet: Franz Xaver Schmuzer aus Wessobrunn schuf den Deckenstuck und Thomas Schaidhauf aus Raisting die Altäre mit den ungewöhnlich lebensechten Schnitzfiguren. Der Hochaltar zeigt die Enthauptung des Kirchenpatrons, die beiden Seitenaltäre sind den Wasserheiligen Johannes von Nepomuk und Florian gewidmet.

Alle 24 Kapellen, alle Künstler und alle Konzerttermine unter: www.ammerseerenade.de

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