Süddeutsche Zeitung

Am Vogelhaus:Kohlmeise liegt vorn

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Amsel stürzt bei der Zählaktion "Stunde der Wintervögel" ab

Von Armin Greune, Starnberg

Es ist offenbar der Winter der Meisen: Bei der jährlichen Zählung des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) hat heuer die Kohlmeise die Amsel als am häufigsten beobachtete Art überflügelt. 1883 Kohlmeisen und 1392 Amseln wurden im Landkreis Starnberg registriert, im vergangenen Jahr waren es noch 1614 Amseln und 1198 Kohlmeisen. Auf Platz drei landete die Blaumeise; im Vorjahr war sie nur die sechsthäufigste Art. Auch die Schwanzmeise war häufiger in den Gärten anzutreffen, die Sichtungen von Hauben- und Tannenmeisen haben sich sogar verdreifacht.

Allerdings erfreut sich die Zählaktion "Stunde der Wintervögel" - bundesweit vom NABU, in Bayern vom LBV veranstaltet - auch weiter stetig steigender Beliebtheit: Wie schon im Vorjahr wurden auf Landes- und auf regionaler Ebene neue Rekordbeteiligungen verzeichnet. Im Landkreis Starnberg saßen vom 5. bis 7. Januar 618 Vogelfreunde (2017: 522) auf der Pirsch, die binnen einer beliebig ausgewählten Stunde insgesamt 12 266 (2017: 10 161) Vögel verzeichneten. Landesweit stiegen Vogelbeobachtungen und Teilnehmerzahl um fast 15 Prozent, was LBV-Sprecher Markus Erlwein als "großartiges Ergebnis" wertet. Denn im Gegensatz zum Alpenvorland, wo es an den Stichtagen meist sonnig und warm war, mussten etwa Vogelbeobachter in Franken sehr unfreundliches Wetter in Kauf nehmen. In ganz Bayern waren Feld- und Haussperling hinter der Kohlmeise zweit- beziehungsweise dritthäufigste Art. Die Amsel fiel im Vergleich zum Vorjahr von Rang drei auf den fünften Platz zurück, die Zahl der beobachteten Exemplare nahm um 28 Prozent ab. "Warum die Amsel trotz eines positiven Trends in den Vorjahren nun wieder so abgestürzt ist, können wir derzeit noch nicht erklären" sagt Martina Gehret vom LBV.

Andere Entwicklungen deuten auf den Klimawandel hin. Dank der milden Temperaturen um den Dreikönigstag waren heuer deutlich mehr Stare, Hausrotschwänze und Bachstelzen zu beobachten: "Diese Kurzstreckenzieher sparen sich immer häufiger den gefährlichen Flug in den Süden, weil sie auch bei uns in der kalten Jahreszeit noch genügend Nahrung finden", weiß Gehret. Bayernweit ließen sich heuer zweieinhalb mal so viele Stare blicken wie 2017, im Landkreis Starnberg hat sich die Zahl sogar von drei auf 24 verachtfacht. Rückläufig waren im Fünfseenland hingegen die Beobachtungen von Goldammern, Berg- und Buchfinken.

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SZ vom 24.01.2018
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