Süddeutsche Zeitung

Allmannshausen:Eine Festung für den Maibaum

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Die Burschenschaft in Allmannshausen hat ein Fort mit Wachturm und Glocke gezimmert. Dort bewachen die jungen Männer einen 34 Meter langen Stamm, der am 1. Mai feierlich im Dorf aufgestellt wird.

Von Sabine Bader, Allmannshausen

Jonas Goercke ist schwer zufrieden. Gut 30 Burschen und Madln haben am Samstag mit ihm zusammen den neuen Maibaum aus dem Wald geholt. Er ist ein 34 Meter langer Prachtkerl und stammt aus dem Wald der Allmannshauser Familie Quien. Jetzt liegt er gut sichtbar an der Straße von Berg nach Münsing.

Natürlich wird er seit diesem Wochenende auch schwer bewacht. Schließlich will man sich das gute Stück nicht stehlen lassen. Um es Dieben besonders schwer zu machen, hat die Burschenschaft in den vergangenen Wochen ein regelrechtes Fort mit einem Wachturm nebst Glocke zusammengezimmert. An diesem Wochenende bekommt das Fort den letzten Schliff. "Wir sind 40 Leute in der Burschenschaft, halb Buben und halb Mädels", sagt Oberbursch Goercke. Das ist beträchtlich, denn schließlich hat Allmannshausen nur knapp 500 Einwohner. "Das Beisammensein und gemeinsame Arbeiten machen echt Spaß. Das Ganze ist ein Selbstläufer." Einen eigenen Youtube-Kanal hat die Allmannshauser Burschenschaft übrigens auch.

Gerade wird der Bauwagen mit einer Plane versehen. Schließlich will man ihn vor Regen schützen. Denn er ist kein normaler Bauwagen. Er ist mit seinen mehr als neun Metern Länge und 3,40 Metern Breite ein echter Riese seiner Art. Die Dorfjugend, das sind gut 15 Jungen und Mädchen, haben den Wagen in fünfmonatiger Arbeit selbst entworfen, gebaut und finanziert. Bewegt werden kann er aufgrund seiner Größe nur mit einem Schwertransporter. Innen ist der selbstgezimmerte Wagen urgemütlich. Es bullert ein Schwedenofen. Musik schallt aus den Lautsprechern einer Anlage. Es gibt eine Lichtorgel für Partys und eine gemütliche Rundum-Beleuchtung in rot und gelb an den Wänden. An einem großen Holztisch sitzen mehrere Mädchen und pinseln mit schwarzer Farbe Getränkepreise auf ein langes Holzbrett.

Am anderen Ende des Wagens stehen Burschen hinter der großen Bar aus massivem Holz. Sie ist mit weiß-blauem Rautenpapier und kleinen Spiegelkugeln verkleidet. Dass auch ein großer Kühlschrank mit von der Partie ist, versteht sich von selbst. Und obwohl sich bestimmt zehn Leute im Raum tummeln, ist immer noch massenhaft Platz. Die Burschenschaft darf den übergroßen Wagen in den kommenden sechs Wochen bis zum 1. Mai als ihr zweites Zuhause betrachten. Danach soll er der Dorfjugend als Treffpunkt, Partyraum oder rollende Kneipe dienen.

Im normalen Leben ist der 23-jährige Jonas Goercke übrigens Projektleiter bei der Firma Reiser Systemtechnik in Höhenrain und Mörlbach. Er betreut Flugsimulatoren. Studiert hat er Internationales Management in München. Sein Chef scheint Verständnis dafür zu haben, dass Goercke als Oberbursch momentan auch anderweitig gefordert ist. Er kann seine Arbeitszeit gerade flexibel gestalten. Jeden Freitag ist zum Beispiel im Feuerwehrhaus Tanzprobe für die Maifeier. Schließlich soll am 1. Mai auch das Tanzen wie am Schnürchen klappen. Und ein echt gut eingespieltes Team ist die Burschenschaft Allmannshausen jetzt schon.

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Quelle:
SZ vom 19.03.2018
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