Süddeutsche Zeitung

Abkehr von konventionellen Gräbern:Urnen sind billiger

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Gauting reagiert auf den Trend zu Feuerbestattung und macht Platz dafür

Von Michael Berzl, Gauting

Auch auf dem Friedhof wird gespart: Der Preis spielt mittlerweile eine Rolle bei der Entscheidung, auf welche Art und Weise ein gestorbener Angehöriger bestattet werden soll. Urnen sind viel billiger als konventionelle Gräber und daher auch immer beliebter. Dieser Trend macht sich auch in Gauting deutlich bemerkbar, und die Gemeinde reagiert nun darauf. Im Waldfriedhof gibt es größere ungenutzte Flächen, die in absehbarer Zeit nicht mehr für die bislang meist üblichen Erdgräber benötigt werden. Dort werden nun Urnenstelen aufgestellt; außerdem werden ebenfalls für Urnen sogenannte Baumgräber vorbereitet. Der Bauausschuss hat beschlossen, die entsprechenden Aufträge an eine Firma aus Freiburg zu vergeben.

Der Friedhof wurde im Jahr 1912 auf einem Grundstück an der Planegger Straße angelegt, das der Fabrikant Julius Haerlin der Gemeinde schenkte. Gerade im rückwärtigen Bereich sind einzelne Flächen geprägt von großen stattlichen Bäumen, alte und zum Teil schon verwitterte Grabstätten sind eine Sehenswürdigkeit. Im neueren Teil fallen inzwischen aber auch leere Flecken auf. Für die Gemeinde ist das ein Problem. Die sogenannten Überhangflächen, die nicht mehr benötigt werden, verursachen weiterhin Kosten zum Beispiel für die Pflege.

Während kommunale Verwaltungen lange davon ausgegangen waren, dass immer mehr Platz benötigt wird, macht sich nun aber ein deutlicher Wandel in der Bestattungskultur bemerkbar. Selbst Experten hätten den Trend zur Feuerbestattung nicht prognostiziert, schreibt Magdalena Bahr, die im Rathaus für die öffentlichen Grünflächen zuständig ist, in ihren Erläuterungen für die Gemeinderäte. Hinzu komme, dass Gräber nicht mehr so lange genutzt werden.

Auf dem Gautinger Friedhof befinden sich nach Angaben der Rathausverwaltung derzeit etwa 320 Urnengräber. Insgesamt ist Platz für mehr als 3000 Grabstätten. Die Preisunterschiede sind deutlich. Für ein konventionelles Einzelgrab für zehn Jahre berechnet die Gemeinde beispielsweise 525 Euro, bei einer Urne sind es nur 350 Euro. Hinzu kommt jeweils eine Bearbeitungsgebühr von 50 Euro und eine Nutzungsgebühr für die Aussegnungshalle von 150 Euro. Bürgermeisterin Brigitte Kössinger hat im Ausschuss angekündigt, dass die Gebühren demnächst neu kalkuliert werden müssten.

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Quelle:
SZ vom 12.10.2018
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