Süddeutsche Zeitung

Sicherheit:Türen am Bahnsteig

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Blindenbund fordert mehr Sicherheit im Nahverkehr, MVG testet verschiedene Varianten

Von Andreas Schubert

Die Münchner U-Bahnhöfe sollen sicherer werden. Das fordert der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB). Anlass ist ein Unfall Ende Dezember, bei dem ein 41-jähriger blinder Mann am U-Bahnhof Josephsplatz ins Gleis gestürzt war, nachdem er die Orientierung verloren hatte. Der Mann wurde von einem einfahrenden Zug erfasst und erlag drei Tage später seinen schweren Verletzungen.

Der BBSB verweist auf zwei weitere ähnliche Unfälle in der Vergangenheit und fordert nun ein schnelles Handeln. Doch das ist aus Sicht der MVG nicht so einfach. Denn die sogenannte Gleisraumüberwachung habe sich als nicht praktikabel erwiesen, sagt MVG-Sprecher Matthias Korte. So wurden an den Bahnhöfen Rotkreuzplatz und Studentenstadt drei verschiedene Systeme über eine längere Zeit getestet. Zum Einsatz kamen Laser-, Radar- und Videotechnik. Doch alle Systeme hätten sich als sehr anfällig für Fehlalarme erwiesen. Die sicherste Lösung wären Türen an den Bahnsteigen, wie es sie auch in anderen Städten gibt, etwa in Paris, oder bereits bei der Zubringer-U-Bahn zum Satellitenterminal am Münchner Flughafen. Diese Türen direkt am Bahnsteig öffnen sich erst, wenn der Zug steht. Die MVG will nun in eine Machbarkeitsstudie klären lassen, inwiefern sich so ein System im Bestand realisieren ließe. Denn ein Problem ist schon mal die Bauweise der alten U-Bahnhöfe, die nicht auf Bahnsteigtüren ausgelegt sind. Hier ist noch zu klären, ob für solche überhaupt Platz wäre, ob die Statik der Bahnsteige geeignet wäre und ob es überhaupt möglich ist, die Technik der alten Züge mit einem nachträglich eingebauten modernen Sicherheitssystem zu kombinieren: Die Türen der Züge müssten sich gleichzeitig mit den Türen am Bahnsteig öffnen. Bis 2019 soll die Studie Aufschluss darüber geben.

Bei Neubauten werde man künftig eine Option für den Einbau von Bahnsteigtüren schaffen, etwa wenn der Stadtrat sich für den Bau der Linie U 9 ausspricht und dazu neue Bahnhöfe gebaut werden müssen. Derzeit gebe es aber noch keine vertiefte Planung für das Projekt, sagt Sprecher Korte, der Wert auf die Feststellung legt: "Die U-Bahn ist sicher." Einen "Bekenntnisbeschluss" zur U 9 fällen die Stadträte am 17. Januar.

Einen Tag vorher wird es im Wirtschaftsausschuss um die Barrierefreiheit in den Münchner U-Bahnhöfen gehen. An 51 Stationen, das ist etwa die Hälfte aller U-Bahnhöfe, will die MVG Rampen für Rollstuhlfahrer einbauen, je eine Rampe pro Bahnsteig. In einem einjährigen Test am Hauptbahnhof, am Sendlinger Tor und am Scheidplatz haben sich diese bereits bewährt.

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Quelle:
SZ vom 09.01.2018
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