Süddeutsche Zeitung

Schwabing/Freimann:Plädoyer für Toleranz

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Mit einer Lichterkette will der Münchner Norden ein Zeichen gegen Rassismus setzen

Von Ellen Draxel, Schwabing/Freimann

Es geht um Toleranz. Darum, ein Zeichen für eine offene Gesellschaft und gegen Rassismus zu setzen. Nicht mit markanten, per Mikro- oder Megafon weit hörbaren Sprüchen. Sondern leise, ohne große Reden, dafür gut sichtbar.

Mit einer "Lichterkette für Vielfalt" entlang großer Straßen wollen Heike Bloom, Elke Stamminger und Nuria Weberpals, alle drei aktiv in Münchens sozialem Netzwerk "Regsam" für Schwabing-West und Schwabing-Freimann, auch "Menschen, die nicht zu Großdemonstrationen gehen, aber trotzdem Gesicht zeigen wollen, eine Stimme geben". In Freimann beispielsweise leben viele, die einen Migrationshintergrund haben und eher wenig verdienen. Im Umgang mit Geflüchteten, die zeitweise in der Bayernkaserne untergebracht waren, habe dieser Stadtteil aber "eine unglaubliche Größe und Willkommenskultur bewiesen", weiß Stamminger, die das Familienzentrum Heidetreff leitet. Sich politisch zu engagieren, sei für Menschen, die aus anderen Kulturen kommen, jedoch nicht selbstverständlich. "Mit der Lichterkette am 26. März haben diese Leute nun die Chance, ihre Haltung zu demonstrieren. Sie können zeigen, wie sie künftig zusammenleben wollen." Und das direkt vor ihrer Haustür. Im Idealfall finde bei der Lichterketten-Aktion sogar ein politischer oder freundschaftliche Austausch statt, entstünden neue Beziehungen und Kontakte. Im Sinne von Friedenslichtern sollen an dem Donnerstagabend demnach zwischen 17.30 und 18.30 Uhr vom Siegestor bis zur Heidemannstraße Kerzen und Lichter aufleuchten.

Die Aktion, eingebettet in die Internationale Woche gegen Rassismus, ist bereits beim Kreisverwaltungsreferat angemeldet - entlang der Leopold-, Ingolstädter und Heidemannstraße bis zur Gustav-Mahler-Straße vor der Bayernkaserne. Die Initiatorinnen hoffen jedoch, dass es nicht bei diesen Straßen bleibt, sondern dass sich noch weitere Regsam-Regionen anschließen. "Wir haben eine Checkliste geschrieben, falls Kollegen aus anderen Gebieten das auch machen wollen", sagt Weberpals.

Konzipiert ist das Regsam-Projekt bewusst niederschwellig. Es wird keine Auftakt- und keine Abschlussveranstaltung geben, willkommen ist jeder, dem eine vielfältige Gesellschaft wichtig ist. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Teilnehmende Einrichtungen wie etwa das Jugendzentrum Haus am Schuttberg, das Heike Bloom leitet, das Kulturzentrum Mohrvilla oder auch der Heidetreff unter der Regie von Elke Stamminger suchen sich selbst einen Streckenabschnitt aus und organisieren für ihre Besucher die Anreise. Die Aufstellung der Lichterkette erfolgt auf den Gehwegen - Straßen, Radspuren und Kreuzungen sind von der Aktion nicht betroffen, sie bleiben befahrbar.

Wer zusätzliche Informationen zur Lichterketten-Aktion benötigt: Auskünfte erteilen Heike Bloom und Sandra Dreier vom Haus am Schuttberg unter der Telefonnummer 300 78 88.

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Quelle:
SZ vom 23.01.2020
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