Süddeutsche Zeitung

Schwabing:Alles hinter sich lassen

Kuhnleins Gedanken zu seiner Installation in der Kirche St. Joseph

Von Jutta Czeguhn, Maxvorstadt

Noch ein paar wenige Schritte, und die Menschengestalt - sie ist wohl männlichen Geschlechts - wird den Fuß hineinsetzen in den weißblauen Himmel. "Vom Traum, alles hinter sich zu lassen" erzählt Andreas Kuhnleins Installation, die noch bis Juni in der St.-Joseph-Kirche in der Maxvorstadt nahe dem Bruder-Konrad-Altar einige Meter über dem Boden angebracht ist. "Die Höhe der Installation ist mir wichtig, um die Distanz zwischen Realität und Traum zu symbolisieren. Ihn, den Traum, zu realisieren, ist nicht selten mit Hindernissen verbunden, die überwunden werden müssen. Ich denke, diese Erfahrung habe nicht nur ich gemacht", erzählt der Bildhauer.

Immer wieder würden ihm auf Ausstellungen Menschen begegnen, die ihren gewohnten, jahrzehntelangen Weg am liebsten verlassen würden, um etwas ganz anderes zu machen. Doch fehlten eben oft die Möglichkeiten. Also bleibt es für viele bei dem Traum. "Ich denke, dass sich gerade in einer Kirche für den Menschen existenzielle Fragen stellen. Zudem bin ich der Meinung, dass vor dem Hintergrund der großen Probleme, die die Institution Kirche seit Langem beschäftigen, nicht wenige Mitglieder und auch Bedienstete das alles am liebsten hinter sich lassen würden", sagt Kuhnlein zu seiner Installation.

Und seine schmale Holzfigur, deren Skelett durchbrochen ist, scheint mit einem Mal nicht mehr so zielstrebig zu sein. Wird er den Schritt gehen, im weiten Horizont verschwinden oder nur - sehend - davor stehen bleiben?

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Quelle:
SZ vom 29.02.2020
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