Süddeutsche Zeitung

Schulsportanlagen:Nach "Taste of München": Veranstalter sollen für Schäden bezahlen

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Von Andreas Neukam und Melanie Staudinger

Montagfrüh kommt Susanne Löffler oftmals nicht allzu gerne in ihre Grundschule an der Führichstraße, vor allem dann nicht, wenn am Wochenende zuvor schönes Wetter war. Kippen, leere Bierflaschen und Scherben finden sie und der Hausmeister immer wieder auf dem Schulhof und dem Sportgelände. Oben auf dem Dach der Turnhalle, wo sich der Hort befindet, sieht es meist noch wüster aus.

Details sollen aus Gründen des guten Geschmacks an dieser Stelle lieber verschwiegen werden. Das alles passiert, obwohl das Gelände abgesperrt ist. Doch potenzielle Griller, Feiergäste und sonstige Vergnügte lassen sich selbst von der großen Lärmschutzwand zum Innsbrucker Ring hin nicht abschrecken und klettern drüber, wie Nachbarn berichten.

Ärger auf den Schulsportanlagen gibt es im Sommer immer wieder. Da muss gar keine besondere Veranstaltung stattfinden, die das Bildungsreferat nach Angaben einer Sprecherin ohnehin nicht genehmigen würde. Städtische Sportanlagen stünden grundsätzlich nur für sportliche Zwecke zur Verfügung, sagt sie. Das allerdings gelte nicht für die Sportanlage Am Hirschanger und den Teilen des Englischen Gartens, auf denen am vergangenen Wochenende das Kochfestival "Taste of München" stattgefunden habe.

Da waren Kommunalreferat und die bayerische Schlösser- und Seenverwaltung zuständig. Die haben das Gourmetfestival erlaubt, bei dem sich Bayerns beste Köche trafen und das unschöne Schäden hinterlassen hat. Die Rasenfläche ist, so klagt Platzwart Helmut Sonnberger, kaputt und voll mit Glasscherben. Ein Sportbetrieb ist erst einmal nicht möglich.

Eine erste Folge hat die Schlösserverwaltung bereits angekündigt: Auf dem Gelände sollen keine weiteren derartigen Veranstaltungen mehr stattfinden, erklärt eine Sprecherin. Die genaue Schadenshöhe stehe derzeit noch nicht fest, der Veranstalter solle aber dafür bezahlen. Geltende Auflagen seien nicht eingehalten worden.

Auch die Stadtrats-Grünen fordern Aufklärung. "Für mich ist nicht nachvollziehbar, warum auf einer intensiv für den Schul- und Freizeitsport genutzten Anlage solche Events überhaupt genehmigt werden", sagt Stadträtin Sabine Krieger. Das Mindeste sei eine effiziente Kontrolle, damit die Grünflächen danach für Wochen nicht mehr nutzbar seien. Es ist nämlich nicht das erste Mal, dass die Stadt schlechte Erfahrungen mit einer Veranstaltung auf Flächen macht, die dafür nicht ausgelegt sind.

2014 gastierte die Dinner-Show "Cotton Club" und richtete große Schäden auf dem Gelände der Stadtwerke an. Das Unternehmen hatte damals laut der Grünen-Fraktion eingeräumt, dass es wichtig gewesen wäre, beim Auf- und Abbau ständig mit Überwachungspersonal anwesend zu sein. Ob daraus Konsequenzen gezogen worden seien, wollen die Grünen nun wissen. Viele Münchner Schulleiter mit Freisportflächen würden sich ebenfalls ein besseres Konzept wünschen, wie ihre Anlagen künftig sauberer gehalten werden könnten.

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Quelle:
SZ vom 11.08.2017
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