Süddeutsche Zeitung

Schule:Anmelde-Ansturm auf Münchner Gymnasien

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Von Melanie Staudinger

Fast doppelt so viele Anmeldungen wie im Vorjahr - das hätte Schulleiter Bernhard Vonbrunn wohl nicht einmal zu träumen gewagt. Im vergangenen Schuljahr wollten gerade einmal 48 Interessentinnen ans städtische Sophie-Scholl-Gymnasium. "Wir dachten schon, das Konzept Mädchenschule hätte keine Zukunft mehr", sagt Vonbrunn. Der Direktor, die Lehrer, die Schülerinnen und die Eltern - sie alle schwärmten aus zu einer großen Werbekampagne. Und die zeigt Erfolg: Im September erwartet die Schule 94 Fünftklässlerinnen, alleine 49 von ihnen haben sich für die neue Forscherinnenklasse angemeldet, in der es eine zusätzliche Stunde zum Experimentieren gibt. "Jetzt können wir sogar eineinhalb Forscherinnenklassen machen", sagt Vonbrunn.

Mit einer Steigerung um 95,8 Prozent ist das Sophie-Scholl-Gymnasium der große Ausreißer nach oben bei der diesjährigen Gymnasialeinschreibung. Auch insgesamt haben die Münchner Gymnasien mit einem selten dagewesenen Ansturm zu kämpfen. 5341 Mädchen und Jungen meldeten sich für die fünften Klassen an den 39 öffentlichen Schulen an. Das sind 360 mehr als im Vorjahr und entspricht einer Steigerung um 7,2 Prozent. Zum Vergleich: 2017 waren es 29 Schüler mehr als im Jahr davor, vor zwei Jahren 190 mehr und 2015 insgesamt 161 mehr.

Schulleiter erklären sich den Zuwachs vor allem mit der Bevölkerungszunahme in München: Nicht nur die Geburtenrate in der bayerischen Landeshauptstadt ist überdurchschnittlich hoch, es ziehen auch viele junge Familien in die Stadt, die Schulplätze für ihre Kinder benötigen. Einen kleinen Effekt könnte auch die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums gehabt haben, sagt Ulrich Ebert, Direktor des staatlichen Max-Planck-Gymnasiums. Ob die Übertrittsquote, die im München traditionell bei mehr als 50 Prozent liegt, tatsächlich angestiegen ist, darüber liegt noch keine statistische Auswertung vor.

Das staatliche Max-Planck-Gymnasium Schule zählt zu den großen Gewinnern bei der Einschreibung: 174 Kinder wollen im September kommen, 41 mehr als im vergangenen Jahr. "Wir haben sehr intensiv für unsere neue Ganztagsklasse geworben", berichtet er. Letztes Jahr kam das Angebot nicht zustande, weil sich nur 16 Kinder dafür interessierten.

Heuer meldeten sich 25 an, genau richtig für eine Klasse. Sehr beliebt seien zudem die Theaterklassen gewesen, zwei komplette Klassen werde es davon geben. Das zeigt einen weiteren Trend in der Münchner Schullandschaft. Nicht mehr nur Ausbildungsrichtung und Sprachenfolge sind wichtig, sondern auch zusätzliche Angebote wie Theaterklassen, Sportklassen, Bläser- und Streicherklassen. Sie spielen bei der Schulentscheidung der Familien eine immer größere Rolle. "Es ist wichtig für die Schulen, dass sie ein eigenes Profil entwickeln", sagt auch Ebert.

Ein eigenes Profil hat das Maxgymnasium ohnehin: Denn es ist ein rein humanistisches Gymnasium, und das ist selten geworden mittlerweile. In München gibt es sonst nur noch das Wilhelmsgymnasium. Dort verzeichnet Direktor Michael Hotz konstante Anmeldezahlen (81). Und auch Hans Orgeldinger, Direktor des Maxgymnasiums, ist mehr als zufrieden. Knapp 100 Kinder haben sich angemeldet und damit 20 mehr als im Vorjahr - und das, obwohl die Schule generalsaniert wird und deshalb von ihrem Standort direkt an der Münchner Freiheit in ein Interimsquartier an der Oettingenstraße aussiedeln muss. "Ein gutes Zeichen", sagt Orgeldinger. Eine humanistisch Bildung sei auch heute noch attraktiv - viel geworben habe seine Schule jedenfalls nicht.

Ganz im Gegensatz zu Thomas Franz und seinem staatlichen Karlsgymnasium in Pasing. "Wir haben uns bemüht zu zeigen, was uns ausmacht", sagt er. Vor allem die jetzigen Fünft- und Sechstklässler seien bei Infoabend und Tag der offenen Tür gute Werbeträger gewesen. Statt 95 Anmeldungen zählte Franz jetzt 123. Damit liegt er im oberen Drittel. Am meisten Schüler meldeten sich am Käthe-Kollwitz-Gymnasium an (235), knapp gefolgt vom Gymnasium München Moosach (231), dem Gymnasium München Nord (198) und dem Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium (194).

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SZ vom 12.05.2018
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