Süddeutsche Zeitung

Aus Afghanistan nach München:Schleuser-Tätigkeit nimmt zu

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Zwei Familien melden sich am Münchner Hauptbahnhof bei der Polizei. Die stellt schon seit September verstärkte Aktivitäten fest.

Von Anita Naujokat

Seit September verzeichnet die Bundespolizei auch in München wieder vermehrt Flüchtlinge, die von Schleusern illegal ins Land gebracht werden. Meist werden sie aufgegriffen oder wenden sich selbst an die Dienststellen am Haupt- und am Ostbahnhof. So meldeten sich erst am Freitag wieder 13 Menschen aus Afghanistan in der Wache am Hauptbahnhof und beantragten Asyl.

Nach Angaben der Bundespolizei sind es zwei Familien, die wohl unabhängig voneinander am Hauptbahnhof aufeinandergetroffen und offenbar am selben Tag auf unterschiedlichen Wegen in München angekommen seien. Eine Familie mit zwei Erwachsenen, 29 und 21 Jahre alt, sowie fünf Kindern im Alter von vier, sechs, acht und zwei Vierzehnjährigen habe angegeben, mittels Boot, Lkw und Pkw über den Iran und die Türkei nach Deutschland geschleust worden zu sein. Insgesamt seien sie drei Monate unterwegs gewesen und Freitagvormittag mit einem Auto nach München gekommen. Die Schleusung habe der Onkel der 29-Jährigen vermittelt. Für die gesamte Strecke hätten sie mehrere Tausend Euro bezahlt. Als Fluchtgrund habe die Frau die derzeitige politische Lage nach der Machtübernahme der Taliban angegeben.

Die zweite Familie, eine Mutter mit ihren fünf Kindern im Alter von fünf, neun, elf, 13 und 15 Jahren, habe erklärt, geflohen zu sein, nachdem ihr Mann in Afghanistan von Unbekannten erschossen worden sei. Für die Schleusung habe man rund 1500 Dollar pro Person bezahlt. Sie seien über die Türkei, Italien und Österreich nach Deutschland gereist, auf der letzten Etappe mit einem Bus.

Beide Familien wurden an die Erstaufnahmeeinrichtung in München verwiesen. Sie müssen mit Anzeigen wegen unerlaubter Einreise und unerlaubten Aufenthalts rechnen. Die Ermittlungen gegen die Schleuserbanden führt die Polizei.

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