Süddeutsche Zeitung

S-Bahn München:Grippewelle unter Lokführern - 70 Krankmeldungen

Lesezeit: 2 min

Von Marco Völklein

Verstärkerzüge fallen aus

Weil sich extrem viele Lokführer krank gemeldet haben, müssen Kunden der S-Bahn in den kommenden Tagen mit Zugausfällen auf einzelnen Linien rechnen. Bereits am Mittwochmorgen hatten nach Angaben des Konzerns die Einsatzplaner der Deutschen Bahn am Ostbahnhof einige "Taktverstärker" nicht auf die Strecken schicken können, weil nicht genügend Lokführer zum Dienst erschienen waren.

Die Verstärkerzüge lässt die Bahn auf einigen Linien rollen, um zusätzlich zum Basisbetrieb in den Hauptverkehrszeiten einen Zehn-Minuten-Takt anbieten zu können. Am Mittwoch allerdings fielen mindestens ein Verstärker auf der Linie S 2-West sowie acht weitere Verstärkerzüge auf der Linie S 8-West aus.

70 Krankmeldungen unter Lokführern

Als Grund dafür nannte ein Bahnsprecher eine "Grippewelle" unter den Lokführern. Aktuell hätten sich 70 Triebfahrzeugführer krank gemeldet, erklärte der Sprecher weiter. Das seien mehr als zehn Prozent des Stammpersonals. Der Krankenstand sei damit "doppelt so hoch wie im Normalfall". Man versuche, die Auswirkungen auf die Fahrgäste "möglichst gering zu halten", versicherte S-Bahn-Chef Bernhard Weisser. Gleichwohl müsse "in den kommenden Tagen mit einzelnen Zugausfällen gerechnet werden".

Wie die Bahn mit dem Engpass umgeht

Laut Weisser absolvieren die Lokführer ungefähr 1000 S-Bahn-Fahrten pro Tag auf den insgesamt etwas mehr als 250 Fahrzeugen vom Typ ET 420 beziehungsweise ET 423. Um den aktuellen Engpass zumindest ein wenig abzumildern, setze der Konzern "nun auch Mitarbeiter ein, die normalerweise in der Verwaltung tätig sind und eine Lokführer-Zulassung besitzen", erklärte der S-Bahn-Chef weiter.

Sonder- oder Zusatzschichten für die gesunden Kollegen könne der Konzern nicht einfach so anordnen, da "unsere Lokführer aus Sicherheitsgründen vorgeschriebene Ruhezeiten einhalten" müssten.

Kritik vom Gewerkschaftschef

Uwe Böhm, Bayern-Chef der Lokführergewerkschaft GDL, übte grundsätzliche Kritik an der Personalpolitik der Bahn. Die Lokführer schöben "mehrere tausend Überstunden" vor sich her. Und die in den Tarifverträgen vorgegebene Begrenzung, der im Jahr zu leistenden Anzahl an Schichten, erreichten manche Lokführer schon zum Oktoberfest. Die Mitarbeiter müssten daher dringend entlastet werden, forderte Böhm. Aus GDL-Sicht benötige die S-Bahn "gut 30 Leute mehr, auch um solche Situationen besser abfedern zu können". Die S-Bahn-Führung sieht das anders: Weisser betont stets, der Personalstand sei ausgeglichen.

Auch U-Bahn-, Tram- und Busfahrer sind betroffen

Auch die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) verzeichnet aktuell nach Auskunft eines Sprechers einen "erhöhten Krankenstand" unter den U-Bahn-, Tram- und Busfahrern. Konkrete Zahlen allerdings konnte er nicht nennen. Fahrtausfälle seien - anders als bei der S-Bahn - aufgrund der gestiegenen Krankmeldungen noch nicht zu verzeichnen, so der Sprecher weiter: "Die Personaldisponenten tun ihr möglichstes, um kurzfristige Krankmeldungen abzufedern. Und bislang gelingt ihnen dies."

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