Süddeutsche Zeitung

Röhrmoos:Ein Kloster als geschützter Raum

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2012 hat das Kloster Schönbrunn die erste Anfrage mit der Bitte um Kirchenasyl bekommen. Seitdem haben Generaloberin Schwester Benigna Maria Sirl und die Franziskanerinnen 30 Personen Asyl gewährt. Vier Plätze können maximal gleichzeitig belegt werden, aktuell ist das der Fall. Bei der Vergabe wird darauf geachtet, Männer und Frauen zu trennen, weshalb sie meist nur Männer aufnehmen. Auch eine Mutter mit Kind habe aber schon einmal Asyl beantragt, sagt Schwester Sirl. In der Regel tun das nicht die Flüchtlinge selbst, sondern Helferkreise oder andere Organisationen.

"Die meisten Flüchtlinge bleiben in etwa ein halbes Jahr", sagt die Generaloberin. Da die Menschen nach ihrem Aufenthalt im Kloster zurück in die Erstaufnahmestelle in München kommen, wissen die Ordensschwestern nur selten, wie es weitergeht. Schwester Sirl ist aber nur ein Fall bekannt, in dem die Person danach abgeschoben wurde. In allen Fällen wurde nach dem Kirchenasyl ein neues Asylverfahren eingeleitet.

"In der Regel tut es den Menschen gut, bei uns zu sein", sagt Schwester Sirl. Der Orden stellt weit mehr als nur ein Bett und Verpflegung, er bietet die Möglichkeit zu Gesprächen, Schutz und Sicherheit - und ein Stück Freiheit. Viele seien traumatisiert, der geschützte Raum des Klosters helfe ihnen, ihre Erlebnisse langsam zu verarbeiten. Da dem Orden nicht nur das Kloster gehört, können sich die Flüchtlinge auf dem kompletten Gelände des Franziskuswerks frei bewegen und in der direkt angrenzenden Asylunterkunft sogar einen Deutschkurs besuchen. Dass sei natürlich weitaus angenehmer, als sich dauerhaft nur in einem Haus aufhalten zu müssen, sagt Schwester Sirl. Dass die Flüchtlinge nur in den seltensten Fällen Christen sind, spielt für die Ordensschwester keine Rolle. "An erster Stelle steht der Mensch."

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SZ vom 08.01.2018 / jala
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