Süddeutsche Zeitung

Residenztheater München:Wenn die Dinnerparty in einer Islamdiskussion endet

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Der Autor Ayad Akhtar kritisiert islamische Fundamentalisten genauso wie die USA. In seinem Stück "Geächtet" lässt er seine Hauptfigur den Koran anprangern.

Von Christiane Lutz

"Manche sagen, ich hätte das Stück niemals schreiben dürfen", sagt Ayad Akhtar, Autor von "Geächtet". Es ist ein Theaterstück, in dem er den Islam kritisiert - und gängige Vorurteile und verniedlichende Religionsromantik aufeinanderprallen lässt. Kein unproblematischer Stoff, das wusste Akhtar. Obwohl er, als er "Geächtet" schrieb, noch keine Ahnung hatte, ob das Stück jemals auf einer Bühne gezeigt würde.

Im Jahr 2013 dann bekam dafür den Pulitzer-Preis, von Donnerstag an ist das Stück am Residenztheater zu sehen. Akhtar, 45, aufgewachsen in Milwaukee als Sohn pakistanischer Einwanderer, war als Kind sehr religiös, bis er auf die Highschool kam. "Heute nenne ich mich ein kultureller Muslim".

Das Stück erzählt die Geschichte einer eskalierenden Dinnerparty

Das Thema muslimische Identität in den USA ist dennoch ewige Inspirationsquelle und das Thema, an dem er sich abarbeitet. Er kritisiert die Regierung der USA genauso scharf, wie er die fundamentalistischen Strömungen im Islam kritisiert. Als "die zeitgenössische muslimische Stimme" will Akhtar dennoch nicht genannt werden. "ich bin nur ein Künstler", sagt er im Interview.

"Geächtet" erzählt in 90 rasanten Minuten die Geschichte einer eskalierenden Dinner-Party. Zwei Paare haben sich versammelt, New Yorker Bildungsbürger, es entspinnt sich ein Gespräch über den Islam. Amir, der wie der Autor selbst Amerikaner mit pakistanischen Wurzeln hat, klagt den Islam und den Koran als rückständig an, breitet Vorurteile aus. Seine Freunde widersprechen vehement - eine Weile.

Am Ende des Stückes sind Ehen und Freundschaften zerstört, Amir hat sein Gesicht verloren. "Im Stück geht es nicht wirklich um den Islam, es geht um dich selbst."

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