Süddeutsche Zeitung

Reparaturführer zur Müllvermeidung:Öfter mal nichts Neues

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Neu gekauft, verwendet, kaputt - und ab in den Müll: Das ist der Lauf der meisten Dinge, die wir benutzen. Ein neues Online-Angebot der Stadt zur Müllvermeidung soll das jetzt ändern.

Patrick Schultz

Die neueste Idee des Abfallwirtschaftsbetriebs München (AWM) lässt sich recht gut mit der Geschichte eines Bierkrugs mit Zinndeckel illustrieren: Der wird gemeinhin als pflegeleichte, verschleißfeste Haushaltsware geschätzt, doch selbst der Laie erkennt den Deckel als potenzielle Schwachstelle: Wenn der das Wackeln anfängt, ja was dann? Früher gab es da nur eine Lösung: der Krug wanderte erst in den Hausmüll und endete auf einer Müllkippe. Im Internetzeitalter hat sich der AWM ,,Abfallvermeidung online'' zum Ziel gesetzt, wie AWM-Werkleiter Helmut Schmidt erklärt.

Teil dieses Projekts ist ein seit kurzem online verfügbarer ,,Reparaturführer'', mit dessen Hilfe sich etwa das Bierkrugdilemma nach ein paar Klicks in Wohlgefallen auflöst: Neben zahlreichen Fahrrad- und Computerreparaturanbietern inseriert in der Online-Datenbank ein Ramersdorfer Gravurmeister, der wackelige Zinndeckel wieder aufgießt und auf Wunsch noch ein schönes Bildchen hineingraviert.

Reparieren und gebraucht kaufen statt wegwerfen solle von nun an in München Priorität sein, sagt Schmidt, der seine Kampagne mit ,,Öfter mal nichts Neues'' überschreibt. Mehr als 170 Firmen aus München und dem Umland haben sich in den Reparaturführer eingetragen seit die Webseite, die über www.awm-muenchen.de zu erreichen ist, im Juni online ging.

Sie ist Teil einer ganzen Reihe von Online-Datenbanken, mit denen der AWM den Münchenern bei der Müllvermeidung helfen will: Bereits im März ging ein Secondhandführer online, in dem inzwischen mehr als 150 Geschäfte aus München und dem Umland gelistet sind, die mit Gebrauchtwaren handeln. Im Mai folgte das ,,Leihlexikon'', in dem Vermieter Angebote aller Art präsentieren. Schon seit längerem betreibt die AWM eine Übersicht über Flohmärkte in der Region, in der um die 200 Flohmärkte gelistet sind. Die Übersicht ist unter www.muenchener-flohmarktportal.de zu finden.

Abgerundet werde das Angebot mit einem Verschenk- und Tauschportal für Privatleute. Alle Websites sind in einem einheitlichen orangenen Design gehalten. Die Angebote können nach Region - etwa Stadt oder Landkreis München sowie die umliegenden Gemeinden - und Typ gefiltert werden: Man kann sich also im Leihportal unter anderem nur Haushaltsgegenstände, Werkzeuge oder Sportgeräte anzeigen lassen.

Die Bedienung ist recht einfach und dürfte niemand vor Probleme stellen, der schon einmal erfolgreich eine Suche bei Google bewältigt hat. Während für München allerdings eine breite Palette an Einträgen zu finden ist - unter anderem kann man hier exotische Pflanzen oder Hundefahrradanhänger leihen - sind die Angebote aus dem Umland oft noch eher dünn gesät. Die Inserate bestehen jeweils aus einer kurzen Selbstbeschreibung und den Kontaktdaten des Verleihers oder Reparateurs. Anzeigen kann jeder kostenlos über ein kleines Onlineformular schalten.

Der Ursprung der bayerischen Web-Offensive liegt in Brüssel: Eine dort beschlossene Abfallrichtlinie schreibt im üblichen EU-Duktus eine ,,fünfstufige Abfallhierarchie'' vor. In dieser Hierarchie steht die Abfallvermeidung ganz oben. Die EU-Richtlinie wurde wiederum unter dem schönen Namen ,,Kreislaufwirtschaftsgesetz'' in deutsches Recht umgesetzt und hat München nun das Leihlexikon, den Flohmarktführer, das Verschenkportal sowie die Reparatur- und den Secondhandführer beschert; allesamt sind sie unter www.awm-muenchen.de verlinkt.

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Quelle:
SZ vom 10.08.2012
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