Süddeutsche Zeitung

Marienplatz:Am Rathaus blüht es nun bienenfreundlich

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Für mehr als 1000 Sommerblumen ist an den Balkonen Platz. Dort blühen nun Basilikum, Salbei oder Süßkartoffeln.

Von Dominik Hutter

Gießen muss man immerhin nicht an diesem verregneten Dienstag. Dafür hält sich aber auch der geflügelte Andrang in Grenzen. Der kommt erst noch, hofft Florian Hochstätter vom städtischen Gartenbau - ohnehin wird sich das, was da neuerdings in langen Kästen an den Balkonen des Rathauses blüht, vom Volumen her in kurzer Zeit verdoppeln. Dann ist der neugotische Palast am Marienplatz bienenfreundlich, und er sieht nicht mehr aus wie ein Alpenbauernhof. Denn bislang schmückten knallrote Geranien den stolzen Bau, Oberland-typische Balkongewächse also. Was viele Münchner zwar schön fanden, für Bienen aber in etwa so nützlich ist, als hätte jemand sein Fahrrad oder sein Mobiltelefon in den Blumenkästen abgelegt. Denn Geranien produzieren - wie Fahrräder - keinen Nektar. Und auf den, das wissen nicht nur Biene-Maja-Fans, kommt es schließlich an.

Aus der Insekten-Perspektive winkt nun ein gigantisches Festmahl - auch wenn der Ideengeber, Oberbürgermeister Dieter Reiter, nicht so ganz sicher ist, wie viele der Tiere sich tatsächlich bis ins Münchner Stadtzentrum vorwagen. Mehr als 1000 Sommerblumen in 111 Kästen warten auf Besuch aus der Luft, Buntnesseln sind dabei, Prachtkerzen, Zinnien und Löwenmäulchen. In kulinarischen Notfällen könnten heimlich auch die Rathaus-Mitarbeiter profitieren, vor den Fenstern sprießen nun Basilikum, Salbei und Süßkartoffeln. "Alle Blüten bieten den ganzen Sommer über reichlich Pollen und Nektar", versichert Hochstätter. Heißt: Die üppige Pracht bleibt bis Mitte Oktober, ohne dass die Stadtgärtner eine "Ersatzmannschaft" ansäen müssten. "Es wird summen und brummen". Hochstätter ist da optimistischer als der OB.

Hochgepäppelt wurden die Nektarquellen in der städtischen Gärtnerei an der Sachsenstraße. Die ebenfalls dort gezogenen Geranien wurden auf andere Stellen verteilt - allerdings haben die Hüter der Stadtflora ohnehin nach der Umschmück-Ankündigung des Oberbürgermeisters ihre Geranienzucht verkleinert. Reiter weiß selbst, dass es nur ein kleiner Beitrag zur Rettung der Artenvielfalt ist, eher ein symbolischer Akt. Aber man habe eben selbst auch etwas tun wollen. Für die Bienen ist das Rathaus ohnehin nur eine von mehreren denkbaren Stationen: Die sogenannte Sommerflor der Stadt umfasst rund 155 000 Pflanzen, darunter zahlreiche insektenfreundliche.

Leuchtender Zweizahn

Botaniker kennen die auch "Goldfieber" genannte Pflanze mit den leuchtend orange-roten Blüten als "Bidens ferulifolia". Der Korbblütler stammt aus Mexiko und Arizona und liebt das direkte Sonnenlicht. Das gibt es am Rathausbalkon, zumindest wenn die Witterung stimmt. Für die Gärtner gilt dann aber: Gießen, gießen, gießen.

Mehliger Salbei

Bei Naturgärtnern ist "Salvia farinacea" sehr beliebt, weil die Pflanze mit den lavendelblauen Blüten Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten wie ein Magnet anzieht. Aber Achtung, im Beet ist sie nicht so robust wie im Blumenkasten, der sich ins Warme retten lässt: Beim ersten Frost stirbt der "Mehlige Salbei" sofort ab.

Schneeflockenblume

Strahlend weiße Blüten, ein gelber Fleck in der Mitte und herzförmige Blätter: Das ist "Sutera cordata". Ob sich der Neuzugang aus Südafrika aus der Familie der Braunwurzelgewächse in München wohl fühlt, wird sich zeigen. Eigentlich mag die "Schneeflockenblume" subtropisches Klima.

Gelb blühende Goldmarie

Die gelb blühende "Goldmarie" ist mit dem "Zweizahn" eng verwandt: Sie ist eine "Bidens Ferulifolia" mit einer anderen Blütenfarbe, also eine andere Sorte. Bienen, Hummeln und Schmetterlinge mögen die Pflanze sehr - die wiederum mag es nicht, wenn ihre Blüten und Blätter beim Gießen nass werden.

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Quelle:
SZ vom 29.05.2019
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