Süddeutsche Zeitung

Ramersdorf:Feuer und Flamme

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Seit Jahren sammelt Andreas Abend Exponate zur 150-jährigen Geschichte der Münchner Freiwilligen Feuerwehr. Daraus ist ein gut bestücktes Privatmuseum in Ramersdorf entstanden, welches die Zeitläufe der Brandbekämpfung in der Stadt dokumentiert

Von Hubert Grundner, Ramersdorf

Angefangen hat alles 1980 ganz harmlos mit einem Ärmelabzeichen der Freiwilligen Feuerwehr (FFW) München. Andreas Abend erstand es damals als 15-Jähriger. Allerdings hat er sich bei der Gelegenheit allem Anschein nach auch mit einem Virus angesteckt. Denn bis heute zeigt er deutlich ausgeprägte Anzeichen akuter Sammelleidenschaft: Alles, was mit den ehrenamtlichen Löschkräften der bayerischen Landeshauptstadt zu tun hat, weckt sein Interesse - und den Willen, es zu erwerben. Und so ist nach und nach ein reich bestücktes Privatmuseum entstanden, mit ganz erstaunlichen Exponaten aus der gut 150-jährigen Geschichte der FFW München.

Andreas Abend, von Beruf Fahrzeug- und Gerätewart bei einer Hubarbeitsbühnenfirma in Freiham, spricht hingegen sehr viel bescheidener von seiner "Feuerwehrsammlung München". Seit Oktober ist sie in drei Kellerräumen an der Rosenheimer Straße 220 untergebracht. Wer mit ihm dort hinabsteigt, begibt sich auf eine Zeitreise von den Anfängen der Brandbekämpfung bis zu deren Gegenwart. "Ich sammle nicht nur, sondern möchte auch das zugehörige Hintergrundwissen vermitteln", sagt Abend. Diesem selbst gewählten Anspruch wird er auch gerecht: Sachkundig und unterhaltsam weiß er dem Besucher zu schildern, wie sich die Bürger in Vor-Feuerwehrzeiten vor Flammen und Funken zu schützen suchten. Oftmals zusammengeschlossen in Zünften - jeder Haushalt hatte mindestens einen Löscheimer bereitzuhalten -, bildeten sie dann Eimerketten zwischen Brandherd und dem nächstgelegenen Stadtbach.

Schnell hielt dann die Technik Einzug, etwa in Form einer Druckspritze, die in der Sammlung zu sehen ist. Das ursprüngliche Konzept dafür wurde, wie Abend erklärt, bei der Aachener und Münchener Feuerversicherungs-Gesellschaft entwickelt. Aus vermutlich naheliegenden Gründen sei diese Druckspritze dann an kleine Wehren in Bayern verschenkt worden.

Die organisierte Form der Brandbekämpfung beginnt in München 1849 mit Gründung der Königlich-bayerischen Feuerwehr. Stationiert war sie an der Kapellenstraße. Parallel dazu wurden sogenannte Feuerhäuser eingerichtet, deren größtes am Sankt-Jakobs-Platz stand. Die erste Kompanie der Freiwilligen Feuerwehr München wurde am 10. September 1866 gegründet. Ein Jahr später, 1867, kam am Marstallplatz die zweite Kompanie hinzu. Und mit der Eingemeindung der Au 1870 nahm die dritte Kompanie der FFW ihren Dienst auf. Da München ständig weiter wuchs, existierten 1913 bereits 13 Kompanien der ehrenamtlichen Löschkräfte.

Kurz nach der Jahrhundertwende gab es auch das erste und bisher einzige FFW-Museum in München. Von 1907 an war es am Unteranger beheimatet; dort ist heute die Berufsfeuerwehr zu finden. Das Museum schloss aber bereits im August 1914. Die Räume wurden nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs requiriert.

Danach hat sich offenbar niemand besonders um das Erbe der Freiwilligen Feuerwehren Münchens und ihre Bedeutung für die Stadtgesellschaft gekümmert. Diese Rolle hat nun Andreas Abend übernommen - ebenfalls freiwillig und auf eigene Kosten. "50 000 bis 60 000 Euro habe ich bestimmt schon investiert", sagt er. Seine Exponate findet er auf Flohmärkten, in Internet-Auktionshäusern, bei Militaria-Börsen oder in Antiquitätenläden. Wobei die wichtigste Vorgabe lautet: Alle Stücke müssen von der Freiwilligen Feuerwehr München sein. Zu diesen Ausgaben kommen jährlich noch circa 4000 Euro Miete und Versicherungsprämie für die Kellerräume hinzu.

Neben Ausrüstungsgegenständen, historischen Fotos und Dokumenten, Orden, Plaketten und Krügen beeindruckt nicht zuletzt die im Lauf der Jahre wechselnde Bekleidung. So bestand die erste Uniform aus schwarzer Hose, grauer Jacke, gelb-schwarz-gelbem Hanfgürtel und Messinghelm. Den Münchner Bürger darin zu zeigen, war Abend ein besonderes Anliegen. Wobei er auch die Zeiten nicht ausblendet, als die Feuerwehrler zur Uniform Armbinden mit Hakenkreuz trugen.

Im Zuge seiner Recherchen macht Andreas Abend, der selbst seit 2004 der FFW München angehört, aber immer wieder auch sehr schöne Entdeckungen. So fand er auf einem Flohmarkt die Noten für den "Schwabinger Feuerwehrmarsch". Außerdem gibt es das 1893 komponierte "Feuerwehr-Bundeslied". Abend hat sich deshalb bereits an die Musikhochschule gewandt und ihr die kopierten Noten geschickt. Jetzt hofft er, dass Musikstudenten die beiden Stücke bald einspielen und er Aufnahmen davon bekommt. Zum Rundgang durch das private Feuerwehrmuseum könnte also künftig die passende Begleitmusik erklingen.

Für eine Gratis-Führung mit Andreas Abend durch die "Feuerwehrsammlung München", Rosenheimer Straße 220, wenden sich Interessenten entweder telefonisch unter 0178/302 79 41 an ihn oder per E-Mail: Andreas.Abend@gmx.de.

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Quelle:
SZ vom 05.01.2019
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