Süddeutsche Zeitung

Punk:Schnurgerade Richtung Verderben

Drogen, psychische Probleme und toxische Spannungen: Ein düsterer Comic über die Band "Ramones".

Von Jürgen Moises

Bei manchen kommen die Drogen erst am Ende. Dee Dee Ramone haben sie sein Leben lang begleitet und ihn dann schließlich auch gekillt. Das war im Jahr 2002. Die Ramones waren da schon Geschichte, 1996 hatten sie in L.A. ihr letztes Konzert gespielt. Joey Ramone war bereits tot. Johnny hat 2004 der Krebs erwischt, wie auch Tommy 2014. Dass es die Ramones überhaupt als eine Band gab, mag man kaum glauben, wenn man den Comic "One, Two, Three, Four Ramones" der Journalisten Bruno Cadène und Xavier Bétaucourt und des Zeichners Éric Cartier liest. Aber in ihrem Hass und ihrer jeweiligen Kaputtheit haben sie sich vielleicht auch irgendwie gestützt. Die zentrale Figur im Comic ist Dee Dee Ramone, der als Douglas Colvin als Sohn einer Deutschen und eines gewalttätigen Army-Sergeants auf deutschen und US-Stützpunkten aufwuchs. Der Comic verkürzt das auf die Kindheit in einer pfälzischen Kleinstadt, wo Dee Dee in einem Nazibunker neben Pornos und Zigaretten auch Morphin findet. Der Beginn für seine Drogensucht. Die anderen Ramones trifft er dann auf der High School in Queens. Mit deren Gründung 1974 tritt auch der Punk mit in die Welt, was mit Auftritten von Blondie oder den Sex Pistols bebildert ist. Drogen, psychische Probleme und toxische Spannungen innerhalb der Band: Das sind von da an die prägenden Elemente in dieser düsteren Geschichte, die Éric Cartier in dazu passende, rohe Kohlezeichnungen übersetzt hat.

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Quelle:
SZ vom 19.11.2020
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