Süddeutsche Zeitung

Prozess:Mann schlägt und überfällt Frauen auf der Rolltreppe

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Von Christian Rost, München

Francoise Ruge trug zum Glück dicke Winterkleidung, als sie am 8. Januar auf einer Rolltreppe am U-Bahnhof Lehel stürzte. Die 78-jährige Witwe des Kabarettisten Helmut Ruge war von einem Mann absichtlich geschubst worden. Er hatte es auf ihre Handtasche abgesehen. Die Frau trug schmerzhafte Prellungen davon, und es hätte schlimmer ausgehen können, weil auch einer ihrer Halswirbel angebrochen war. Der mutmaßliche Täter muss sich seit Mittwoch am Landgericht München I verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Raub und Körperverletzung vor.

Dimitar A. soll Anfang dieses Jahres fünf Frauen in München angegriffen und verletzt haben. Neben Ruge wurde noch eine weitere Frau auf einer Rolltreppe attackiert. Es war ebenfalls im U-Bahnhof Lehel, drei Wochen nach der ersten Tat. Der 31-jährige A. soll zunächst sein Opfer an den Haaren gepackt und nach hinten gerissen haben. Weil die Geschädigte nicht zu Boden ging, schubste er sie laut Anklage auf die Treppe. Auch diesem Opfer wurde Bargeld und das Mobiltelefon gestohlen.

Brutal ging der Täter auch eine Frau am Hauptbahnhof an. Sie wollte gerade einen Fahrschein lösen, als ihr ein Mann unvermittelt mit der Faust an die Schläfe schlug. Einer Fußgängerin trat der Räuber ins Gesicht, um sie dazu zu bringen, ihre Handtasche loszulassen. Und in der Nähe der Theresienwiese soll Dimitar A. mit zwei weiteren Tätern eine weitere Frau angegangen haben. Sie befand sich am 9. Februar zu Fuß auf dem Heimweg, als sie in der Dunkelheit von drei Männern umringt wurde. Einer packte ihre Handtasche und riss so lange am Riemen, bis die Frau aufgab und losließ.

Gefasst wurden alle drei mutmaßlichen Täter, einer ist bereits verurteilt. Dimitar A. äußerte sich am ersten Verhandlungstag nicht zu den Vorwürfen. Amüsiert hörte er bei der Vernehmung der Zeugin Ruge zu. Sie sagte, dass sie seit dem Überfall ängstlich sei, wenn sie aus dem Haus gehe. Vor allem an Rolltreppen. "Wenn man dort fällt, dann fällt man." Der Prozess dauert an.

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Quelle:
SZ vom 17.11.2016
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