Süddeutsche Zeitung

Prozess:Frau sticht auf Freund ein - heiraten wollen sie trotzdem

Sie könnten weder mit- noch ohne einander - auf diesen Nenner brachte der Vorsitzende des Münchner Schwurgerichts, Michael Höhne, die Beziehung von Renata F. und Klaus C. ( Name geändert).

Es war eine schwierige Beziehung, in der die aufbrausende, 43-jährige F. die Hosen anhatte, während ihr ein Jahr jüngerer Lebensgefährte beschwichtigend auf sie einzuwirken versuchte. Am 3. Oktober 2015 gelang ihm das nicht: Seine Freundin, eine gelernte Köchin, ging auf ihn mit einem Küchenmesser los, weshalb sie am Mittwoch wegen gefährlicher Körperverletzung zu vier Jahren Haft verurteilt wurde.

Zur Tatzeit waren beide eigentlich in stationärer Therapie. Renata F. wegen ihres Alkoholproblems, Klaus C. wegen Schizophrenie. Sie durften jedoch das Wochenende in ihrer Wohnung in Neuhausen verbringen. Dort tranken sie mittags eine Flasche Wodka, dann dösten sie vorm Fernseher. Es lief ein Film über die Band "Boney M.", auf dem Bildschirm tanzten leicht bekleidete Frauen.

Bei Renata F. löste das einen Eifersuchtsanfall aus, sie warf ihrem Freund vor, extra dieses Programm gewählt zu haben, griff sich ein Küchenmesser und stach zu: einmal wuchtig, 14 Mal verhalten, ehe sie ganz aufgab. Der Freund erlitt einen Stich in die Schulter und verlor einen halben Liter Blut. Die Kammer stufte die Tat jedoch nicht mehr, wie angeklagt, als versuchten Mord ein. Davon sei die Frau zurückgetreten, so Höhne. Bemerkenswert ist, dass das Paar trotz allem so bald wie möglich heiraten möchte.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3183099
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 29.09.2016/chro
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.