Strafprozess:Frau will Verlobten erst umbringen - und ihn nun doch heiraten

  • Eine Frau soll ihren schlafenden Verlobten mit einem Messer angegriffen haben. Nun muss sie sich in München vor Gericht verantworten.
  • Wie es dazu kam, daran kann Renata F. sich angeblich nicht erinnern - weil sie betrunken gewesen sei.
  • Aber für sie steht fest: Wenn sie aus dem Gefängnis kommt, will sie ihren Verlobten heiraten. Auch er will an der Beziehung festhalten.

Von Andreas Salch

Wenn Renata F., 43, eines Tages aus dem Gefängnis entlassen wird, weiß sie schon heute, was sie tun möchte. Sie will den Mann heiraten, den sie versucht haben soll zu ermorden. Renata F. und Klaus C. (Name geändert) sind miteinander verlobt. Der 42-Jährige lernte Renata F. in Chemnitz kennen, wo sie als Prostituierte arbeitete. Die beiden verliebten sich. Renata F. stieg aus dem Rotlichtmilieu aus und folgte Klaus C. nach München.

Am 3. Oktober vergangenen Jahres soll die gelernte Köchin mit einem Messer mit einer Klingenlänge von fast 20 Zentimetern auf Klaus C. eingestochen haben, während er in seiner Wohnung an der Sandstraße schlief. Für die mutmaßliche Tat muss sich Renata F. seit diesem Mittwoch vor der Schwurgerichtskammer am Landgericht München I verantworten. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage wegen versuchten Mordes erhoben. "Ich weiß nicht, ich weiß nicht, warum das passiert ist", sagte die 43-Jährige bei ihrer Vernehmung durch den Vorsitzenden, Richter Michael Höhne.

Renata F. hat Klaus C. schon einmal mit dem Messer angegriffen

Renata F. besuchte ihren Verlobten regelmäßig, auch um mit ihm Alkohol zu trinken. Sie werde dann durchaus aggressiv, sagt F. Gut vier Wochen vor der mutmaßlichen Messerattacke hatte sie sich bereits mit einer Nachbarin von Klaus C. eine gewalttätige Auseinandersetzung geliefert. Dabei schlug sie der Frau angeblich mit der flachen Hand ins Gesicht und versetzte ihr einen Kniestoß in den Bauch. Der 84-jährigen Mutter der Nachbarin soll sie mit Fäusten ins Gesicht geschlagen haben.

Renata F. hat Klaus C. auch vorher schon mit einem Messer angegriffen. Passiert ist dabei jedoch nichts. An die angebliche Messerattacke am frühen Abend jenes 3. Oktober kann sich die 43-Jährige angeblich nur vage erinnern. Sie habe eine halbe Flasche Wodka getrunken, sagt die Angeklagte. Klaus C. soll ihr in den kleinen Finger gebissen haben. Er sei es gewesen, der das Küchenmesser in der Hand gehalten habe. Sie habe es ihm abgenommen, behauptet Renata F. Vielleicht habe sie ihren Verlobten im Affekt angegriffen und verletzt. "Haben Sie zugestochen?", fragt Richter Höhne. "Vielleicht", erwidert Renata F.

Auch er will an der Beziehung festhalten

Klaus C. schilderte den Ablauf der Tat bei den Ermittlungen völlig anders. Als er schlief, habe Renata F. ihm in die linke Brust gestochen. Er sei aufgewacht und habe versucht, die Stiche abzuwehren. Aber Renata F. soll wie von Sinnen weiter in Richtung seines Kopfes gestochen und ihn gewürgt haben. Als der 42-Jährige Hilfe rufen wollte, soll ihm seine Verlobte das Telefon abgenommen haben. Eine Stunde verging, bis es Klaus C. gelang, einen Notruf abzusetzen. Der Prozess wird fortgesetzt.

Auch Klaus C., der beim Prozessauftakt noch nicht aussagte, will trotz der Vorkommnisse an der Beziehung mit Renata F. festhalten.

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