Süddeutsche Zeitung

Pferdesport:Überraschung in Riem

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Sunny Queen und Jockey René Piechulek düpieren die Favoriten beim Großen Preis von Bayern.

Von Johannes Bauer, München

Jeder Sportler kennt dieses Gefühl, das als morgendliches Hoch beginnt und die Stunden bis zum Wettkampf verfliegen lässt: Heute geht was. Am Tag des Großen Preises von Bayern musste Jockey Rene Piechulek ohne dieses Hochgefühl auskommen: "Ich bin nicht mit den Erwartungen ins Rennen gegangen, dass ich es gewinnen kann", sagte der 33-Jährige. Schließlich sei er Realist. In der Tat hätte die Konkurrenz für Jockey Piechulek und seine Stute Sunny Queen in Riem kaum größer sein können. Das lag einerseits an den Hengsten Torquator Tasso und Dicaprio, zwei Ausnahmepferden, die in diesem Jahr bereits beim Großen Preis von Berlin nach hartem Kampf auf den Plätzen eins und zwei ins Ziel liefen. Dass deren Zügel bei Bauyrzhan Murzabayev und Andrasch Starke auch noch in den Händen der erfolgreichsten Jockeys der Jahre 2018 und 2019 lagen, garantierte ein hochklassiges Rennen. Die 100 000 Euro für seine Farben gewann am Ende aber doch Piechulek. Eine Überraschung, wenn nicht gar eine Sensation, mit der auch Henk Grewe, Trainer von Dicaprio und Sunny Queen, so nicht gerechnet hatte. "Unheimlich toll" fand er den unerwarteten Erfolg. Dabei hatte Grewe auf der Zielgeraden "ein bisschen mehr" auf Dicaprio geachtet, weil dieser lange wie der Sieger aussah, und erst spät die heraneilende Sunny Queen entdeckt. Noch bis zur Schlussgeraden hätte der Rennverlauf auch andere Gewinner hervorbringen können. Direkt am Start hatten sich Tabera (Lukas Delozier) und Antonia De Vega (Rob Hornby) an die Spitze gesetzt und zwischenzeitlich bis zu neun Längen zwischen sich und die Verfolger bringen können. Mit einem ähnlichen Ritt hatte sich Tabera in diesem Jahr bereits den Preis der Deutschen Einheit in Hoppegarten gesichert. Am Sonntag auf der Galopprennbahn in Riem ging diese Taktik aber nicht auf, zu stark war schlicht die Konkurrenz. Als es auf der Zielgeraden zum Zusammenschluss kam, arbeitete sich Topfavorit Torquator Tasso zielstrebig durchs Feld, aber Piechulek und Sunny Queen konnten mithalten und entschieden das Rennen am Ende mit knappem Vorsprung für sich. "Ich hatte ein super Rennen, weil ich ihn (Torquator Tasso, Anm. d. Red) immer im Blickwinkel hatte", erklärte Piechulek. Der Jockey feierte damit in seiner 13-jährigen Laufbahn seinen ersten Gruppe-I-Sieg. Zwar hat er nach eigenen Angaben bereits 450 Siege erringen können, einer der höchsten Kategorie war bisher allerdings nicht dabei.

Dementsprechend euphorisch fiel der Jubel aus. Mit gereckter Peitsche überquerte Piechulek die Ziellinie. "Die Siegesbekundung war vielleicht ein bisschen übertrieben", meinte er lachend. Bei so einem Sieg ist die Freude aber verständlich. Er sei "Neu-Münchner", sagte Piechulek noch, er wohne seit einem Jahr hier. Gefühlt ein Heimsieg also.

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Quelle:
SZ vom 09.11.2020
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