Süddeutsche Zeitung

Pegida-Demos in München:Das Nein muss laut sein

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Je mehr Münchner heute Abend zum Sendlinger Tor kommen, um Flüchtlinge willkommen zu heißen, desto besser. Trotzdem sollte man das Gespräch mit der Pegida-Bewegung suchen. Das ist mühsamer, als einen Protestzug zu blockieren - aber es lohnt sich.

Ein Kommentar von Bernd Kastner

Auch wenn ihm als Katholik viele Karikaturen von Charlie Hebdo überhaupt nicht gefallen, hat Rupert zu Stolberg neulich gesagt - sie müssen erscheinen dürfen. Als Ausdruck von Meinungsfreiheit. Unmittelbar danach hat der Münchner Bischofsvikar, zusammen mit vielen anderen, zum Protest gegen den Pegida-Marsch diesen Montag aufgerufen. Das ist gut und richtig.

Je mehr Münchner diesen Montag zum Sendlinger Tor kommen, um Flüchtlinge willkommen zu heißen und Muslimen zu versichern, dass der Islam ein Teil Deutschlands ist, desto besser. Das Nein zu Pegida und Bagida und Muegida muss laut und kräftig sein.

Die Meinungsfreiheit gilt für alle

Zugleich muss der Protest aber auch Grenzen respektieren. Die Meinungsfreiheit gilt für alle, auch für solche, deren Meinung sich aus Angst, Ressentiment und Vorurteil speist. So schwer erträglich es ist, sie dürfen dies artikulieren, und eine freie Gesellschaft muss das aushalten. So wie jeder Pfarrer und jeder Imam es hinnehmen muss, dass seine Religion kritisiert und satirisch aufgespießt wird.

Die Pegida-Bewegung ist ernst zu nehmen, weil sie eine Gefahr für das Miteinander ist. Zugleich gilt es, das Gespräch mit den "Patriotischen Europäern" zu suchen. Nicht, um ihren Forderungen nach Ausgrenzung von Muslimen und Flüchtlingen nachzukommen, keinen Millimeter darf man ihnen da entgegenkommen. Vielmehr gilt es, ihnen Argumente entgegenzusetzen. Das wird bei den eingefleischten Islamhassern an der Spitze der Bewegung kaum funktionieren, aber bei vielen Mitläufern gibt es die Chance, sie zum Nachdenken zu bringen. Der Streit mit ihnen kostet Kraft und Nerven, er ist viel mühsamer, als einen Pegida-Marsch zu blockieren. Aber er lohnt sich. Der Demokratie und der Freiheit zuliebe.

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Quelle:
SZ vom 12.01.2015
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