Süddeutsche Zeitung

Pasing:Strom, der Leben rettet

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Bezirksausschuss fordert Defibrillatoren im Bahnhof Pasing

Die Aussagen der Deutschen Bahn scheinen unumstößlich: Aus technischen Gründen werden bundesweit an den Bahnhöfen keine Defibrillatoren aufgestellt - also auch nicht im Bereich der Pasinger Station. Die Stadtteilpolitiker, die seit einem Jahrzehnt einen Defibrillator fordern, wollen weiter kämpfen. Sie schlagen jetzt einen neuen Weg ein, den ihnen indirekt die Bahn aufgezeigt hat. Der Bezirksausschuss will sich nun an die Hersteller der Geräte wenden.

Die Automatischen Externe Defibrillatoren (AED) gehören mittlerweile zur Grundausstattung von professionellen Ersthelfern, sind aber auch von Laien bedienbar. Wird das Gerät bei einem Patienten mit Verdacht auf Herzkreislaufstillstand angebracht, kann der Defibrillator automatisch den Herzrhythmus analysieren und bei Kammerflimmern den Ersthelfer auffordern, einen lebensrettenden Stromstoß abzugeben. In ihrer Korrespondenz mit dem Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing argumentiert die Bahn damit, dass die Hersteller von AED-Modellen diese zwar für Anwendung bei 50 Hertz, also im Umfeld eines normalen Stromnetzes etwa in U-Bahn-Stationen zertifizieren, nicht aber unter Störeinflüssen von Hochspannungsleitungen des Schienennetzes. Die DB verweist hier auf ein Gutachten der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB), das Fehlfunktionen bei den Geräten unter dem Einfluss von Wechselstrom ausgemacht hat.

"Vor zehn Jahren gab es auch noch keine serienreifen Elektroautos, soll die Industrie halt weiter forschen", sagte jetzt Andreas Bergmann (Grüne) im Bezirksausschuss, warum sollte es weniger störanfälligen Defibrillatoren nicht geben? Den Herstellern müsste doch daran gelegen sein, mehr Defibrillatoren zu verkaufen, ergänzte Frieder Vogelsgesang (CSU). Der Bezirksausschuss will nun das städtische Referat für Arbeit und Wirtschaft einschalten und auch direkt an Defibrillatoren-Hersteller herantreten.

Unterdessen kam vom Betreiber der Pasing Arcaden der Hinweis, dass am Info-Point des Einkaufszentrums ein Defibrillator installiert worden und bereits erfolgreich zum Einsatz gekommen sei. Das Merkwürdige: Die Eingangshalle der Arcaden befindet sich auch nicht wesentlich weiter entfernt von den Hochspannungsanlagen über den Gleisen als die Halle des Pasinger Bahnhofes.

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SZ vom 16.06.2015 / czg
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