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Paradise Papers:Deutsches Museum: Büste von Curt Engelhorn bleibt vorerst

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Von Wolfgang Görl

Die Büste des edlen Spenders ziert eine Wand vor einem Treppenaufgang des Deutschen Museums, gleich darüber ist Artur Fischer, der Erfinder des Fischer-Dübels, als Charakterkopf verewigt.

Dass Curt Engelhorn, der 2016 gestorbene Milliardär und einstige Mitgesellschafter des Pharmakonzerns Boehringer Mannheim, einen Ehrenplatz in Münchens großem Wissenschafts- und Technikmuseum erhalten hat, ist freilich nicht einer genialen Erfindung geschuldet. Engelhorn hat im Jahr 2000 dem Museum Geld gespendet, insgesamt 2,9 Millionen Mark für die Pharmazie-Ausstellung.

Zu dieser Zeit fungierte Wolf Peter Fehlhammer als Generaldirektor des Deutschen Museums, und Fehlhammer war es auch, der bei der Enthüllung der Engelhorn-Büste eine Laudatio auf den Spender und dessen Familie hielt. Damals jubelte die Hauszeitung des Museums: "Dies ist die größte Einzelspende, die das Deutsche Museum je erhalten hat."

Nun ist der Name des Pharma-Milliardärs in den "Paradise Papers" aufgetaucht, was unter anderem die Vermutung nährt, die Erben Engelhorns könnten dem deutschen Fiskus noch weit mehr Geld schulden als jene 145 Millionen Euro, die seine Töchter Elisabeth und Carolin gemäß einem Deal am Ende eines spektakulären Steuerstrafverfahrens 2013 tatsächlich bezahlt haben.

Generell soll Engelhorn sehr kreativ gewesen sein, wenn es darum ging, dem deutschen Fiskus Geld aus seinem enormen Vermögen vorzuenthalten - nicht zuletzt auch mit Hilfe von Trusts und Briefkastenfirmen in Steueroasen.

Somit liegt die Frage nahe: Soll das Deutsche Museum weiterhin einen Mann mit einer Büste ehren, der offenbar stolz darauf war, sich der Steuerpflicht trickreich zu entziehen? Museumsdirektor Wolfgang Heckl sagt: "Wir müssen von Tatsachen ausgehen, nicht von Vermutungen. Wenn Curt Engelhorn ein verurteilter Straftäter wäre, dann müsste die Büste weg."

Nun, das ist er nicht, weshalb Heckl im Augenblick keinen Anlass sieht, das Bildnis infolge der jüngsten Enthüllungen zu entfernen. Dennoch, so fügt Heckl hinzu, werde die Engelhorn-Büste in wenigen Jahren verschwunden sein. Aber das habe andere Gründe: "Im Rahmen der Sanierung unseres Hauses werden die Büsten sowieso wegkommen", sagt der Museumsdirektor. "Wir machen das nicht mehr mit den Büsten, das ist so was von überholt.

Es bleibt nur der Gründer, nämlich Oskar von Miller." Der große Bildersturm bricht 2020 los, wenn die zweite Phase der Sanierung beginnt. Dann hat die "Büsterei" (Heckl) ein Ende.

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Quelle:
SZ vom 07.11.2017
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