Süddeutsche Zeitung

Wiesn-Wirt:"Jeden Tag müssen wir Ungeziefer suchen"

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60 Jahre auf dem Oktoberfest: Wiggerl Hagn vom Löwenbräu-Zelt spricht über seine Anfänge als Wirt, leidige Hygienevorschriften und sein schlimmstes Erlebnis.

Hendl aus dem Ofenrohr

Er hat viel erlebt und viel zu erzählen: Wiggerl Hagn ist seit 1956 als Wirt auf dem Oktoberfest. Und in diesen 60 Jahren hat sich auf dem Oktoberfest viel verändert, eigentlich alles. 1955 war Wiggerl Hagn, 75, heute Wirt des Löwenbräu-Zelts, zum ersten Mal auf der Wiesn im Einsatz. Damals half er aus, als sein Vater schwer krank wurde. "Die Wiesn von damals kann man mit heute überhaupt nicht vergleichen", sagt Hagn der Süddeutschen Zeitung.

"Wir haben im Schützenzelt 1700 Sitzplätze gehabt, es gab keine Seitenwand, da sind bloß Planen runtergehängt, keinen Boden. Die Schweinswürstl haben wir in der Pfanne gemacht und die Hendl im Rohr eines Kohleofens." Touristen "im weiteren Sinn, also nördlich von Regensburg oder südlich von Innsbruck" habe es damals noch gar nicht gegeben, erinnert sich der Wirt. "Was immer da war, das war eine Handvoll ausgesuchter Amerikaner."

"Ich hab mich so aufgeregt"

Am Anfang habe er sich noch sehr über die strengen Hygienevorschriften geärgert. "Man muss zum Beispiel die Temperatur im Laderaums eines Lastwagens messen, wenn er Hendl anliefert. Man muss auch die Temperatur des Hendls messen, wenn es geliefert wird, man muss die Zeit aufschreiben, wann es geliefert wird, und wenn es gebraten wird, muss es mindestens 72 Grad haben. Ich hab mich so aufgeregt - auch über Ungezieferbekämpfung: Jeden Tag müssen wir Ungeziefer suchen. Ich habe hier drinnen noch nie eine Küchenschabe gesehen oder eine Maus. Das muss man dann alles dokumentieren."

Aber am Ende sei er dann doch froh gewesen. "Diese Dokumentation schützt den Gast, aber in erste Linie mich als Wirt." Denn wenn einer nach Steckerlfisch, zwei Mass Bier, gebrannten Mandeln, einem Hendl im Löwenbräuzelt noch Fünferlooping fährt "und dann speibt, heißt es: Das Hendl war schlecht."

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SZ.de/fjk/schub
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