Süddeutsche Zeitung

Oktoberfest-Lieferservice:Call a Wiesn-Hendl

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Die Hühner- und Entenbraterei Ammer liefert jetzt auch nach Hause - per Taxi. Schmeckt das?

Von Thierry Backes

Die Bestellung kommt in einer rosa Stofftüte, die halben Hendl eingewickelt in Papier, der Kartoffel-Gurken-Salat in einer Kunststoffschachtel. Nur die Bratensoße zu den Knödeln ist überall (außer auf den Knödeln). Ein Anfängerfehler, schon klar: Wer bestellt schon Flüssiges bei einem Lieferdienst? Sonst aber gibt es nicht viel auszusetzen an der Qualität der Speisen aus dem Hause Ammer: Hendl und Ente sind gut durchgebraten, dennoch saftig und auch nach der Fahrt durch die halbe Stadt noch warm, die Brezn kross.

Zur Wiesn wagt Josef Schmidbauer, der Chef der Hühner- und Entenbraterei, ein Experiment: die Hendl-Hotline. Wen mittags schon die Lust packt, so der Plan, der kann sich die gebratenen Vögel von der Wiesn direkt ins Büro oder nach Hause liefern lassen - per Taxi.

Der Ammer-Mitarbeiter läuft über die Wiesn zum nächstbesten Taxi

Und das geht so: Hendl von montags bis freitags, 11 bis 17 Uhr, unter der Nummer 089/812 74 01 oder online unter www.ammer-wiesn.de bestellen und per Visa-Karte oder Paypal zahlen. Ein Mitarbeiter der Ammer-Braterei nimmt die Bestellungen auf, packt das Essen in eine Tüte, läuft damit zum nächstbesten Taxi, das auf der Theresienhöhe vorbeifährt, und gibt dem Fahrer die Lieferadresse.

Der schaltet sein Taxameter an und sucht - im Idealfall - den schnellsten Weg zum Kunden. Denn wer bestellt, muss auch das Taxi zahlen. Und das kann schnell mal teuer werden. Beim SZ-Test zum Beispiel fielen (inklusive Trinkgeld) 27 Euro alleine für die Fahrt von der Theresienwiese nach Berg am Laim an. Hinzu kommen, logischerweise, die Kosten für die Bio-Hendl (12,30 Euro), die Ente (11,50 Euro für das Viertel), Brezn und Kartoffel-Gurke-Salat (je 4,50 Euro). Vier Personen zahlten am Ende insgesamt knapp 100 Euro - happig.

Moralisch bedenklicher ist ohnehin der ökologische Fußabdruck. Insbesondere, wenn auf dem Weg zur SZ ein halbes Hendl verloren geht und auf Kosten von Ammer ein zweites Taxi den langen Weg in die Hultschiner Straße im Osten fahren muss.

Ob sich das Geschäft für Schmidbauer lohnt, ist schwer zu sagen. Es laufe langsam an und müsse sich erst herumsprechen, erklärt eine Ammer-Sprecherin auf Anfrage. Man wolle erst nach dem Oktoberfest evaluieren, ob man den Service zur kommenden Wiesn noch einmal anbietet.

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Quelle:
SZ vom 01.10.2015
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