Süddeutsche Zeitung

Oktoberfest:Bierpreis-Bremse für Wiesn: Ein Prosit dem Populismus!

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Die Idee von Bürgermeister Josef Schmid, dass die Mass nicht mehr kosten darf als 10,70 Euro, mag populär sein. Sie hilft aber den Falschen.

Kommentar von Franz Kotteder

Wie nennt man das, was Bürgermeister Josef Schmid (CSU) am Dienstag präsentiert hat? Eine Revolution? Einen Befreiungsschlag? Regierungsstil à la Trump? Auf alle Fälle sind es populäre Forderungen, die er da verkündet hat: Eine Bierpreis-Bremse kommt immer an, und Umsatzpacht natürlich auch. Weil sie nur die schröpft, die sich nach Ansicht breiter Volksschichten völlig grundlos jedes Jahr wieder eine goldene Nase verdienen. Die Wirte und die Brauereien nämlich.

Politisch gesehen ist das natürlich sehr geschickt, auch wenn Schmid den Kooperationspartner SPD mit seiner einsamen Entscheidung gehörig brüskiert hat. Aber können es sich ausgerechnet die Sozialdemokraten erlauben, die Begrenzung der Bierpreise abzulehnen, und sei sie auch reine Symbolpolitik? Die Umsatzpacht klingt ganz vernünftig - auch wenn noch keiner so genau weiß, von welchem Umsatz genau und ob brutto oder netto. Wenn Schmid von einer Summe "zwischen 300 und 400 Millionen Euro" spricht, so trifft das für die gesamte Wiesn zu. Umsatzpacht sollen aber nur die 14 großen und 21 kleinen Zelte zahlen, und da gibt es bisher außer dem Hektoliterabsatz nicht so viele aussagekräftige Kennzahlen.

Ganz durchdacht ist die Sache wohl noch nicht. Und so populär die Bierpreis-Bremse sein mag - möglicherweise erweist sie sich als Schnapsidee. Denn die Wirte werden das Geld, das sie mit dem Bier nicht mehr verdienen, dann eben über höhere Preise für Hendl und Brezen wieder hereinholen. Für die Münchner Durchschnittsfamilie würde die Wiesn dann sogar noch teurer, weil sie ja hauptsächlich zum Essen kommt.

Fein heraus wären hingegen die Kampftrinker, die lediglich zum Einlitern auf die Theresienwiese fahren. Aber Preisstabilität für diese Zielgruppe kann eigentlich nicht der Sinn einer Wiesn-Reform sein.

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Quelle:
SZ vom 22.02.2017
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