Süddeutsche Zeitung

Oktoberfest 2011:Einschenkende Kandidaten

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Wenn es ums politische Einschenken geht, ist Peter Gauweiler Profi. Beim Bier einschenken hat er jedoch so seine Probleme. Wie es besser geht und was der renitente Bundestagsabgeordnete falsch gemacht hat, weiß sein CSU-Parteikollege Josef Schmid.

Birgit Kruse

Wenn es ums Einschenken geht, macht Peter Gauweiler so leicht keiner was vor - zumindest, wenn es ums Politische geht. Denn beim Bier hat der CSU-Politiker so seine Probleme. Die SZ hat ihn und seinen Parteikollegen Josef Schmid zum Einschenk-Wettbewerb in die Bräurosl geladen. Zunächst gibt sich Gauweiler selbstbewusst: "Ich bin jetzt 62 Jahre alt und habe schon das eine oder andere Bier eingeschenkt." Da kann man für seine Gäste nur hoffen, dass er sich damals beim Einschenken geschickter angestellt hat. Langsam dreht Gauweiler den Zapfhahn auf, hält das Glas schräg drunter. Doch statt Bier kommt nur Schaum. Zweiter Versuch. Gleiches Ergebnis. "Macht er das zum ersten Mal?", fragt ein Mitarbeiter verlegen.

Er macht das falsch", kommentiert Josef Schmid die Bemühungen seines Parteifreundes. "Flach anlegen und dann voll aufdrehen", erklärt er. Schmid hat leicht reden. Er war als erster am Zapfhahn und lieferte eine ordentliches Ergebnis ab. Doch Gauweiler nimmt diese Niederlage mit Humor. Vorbei sind die Zeiten, in denen er als Chef des Münchner Kreisverwaltungsreferats gegen den sogenannten Schankbetrug vorging. Lineale verteilte er einst an seine Kontrolleure, damit sie nachmessen konnten, ob die Maß auch ordentlich voll ist. Wie gut, dass Gauweiler an diesem Tag nur zum Spaß nachmessen muss. Seine Maß wäre glatt durchgefallen. Doch er weiß sich zu helfen, schnappt sich einfach den von Schmid eingeschenkten Krug und grinst schelmisch: "Na, geht doch wunderbar."

Die Runde geht an Schmid. Doch der Stimmung am SZ-Wiesn-Stammtisch tut dies keinen Abbruch. Gauweiler und Schmid haben andere Ziele. Gauweiler will auf dem CSU-Parteitag Anfang Oktober einer der Stellvertreter von Parteichef Horst Seehofer werden. Josef Schmid spekuliert auf die Ude-Nachfolge im Amt des Münchner OB. Und wie es unter Parteifreunden so üblich ist, tun die beiden alles, um den anderen in einem guten Licht dastehen zu lassen.

Schmid unterstützt die Kandidatur von Gauweiler "mit vollstem Herzen". Immerhin vertrete er mit seiner Kritik an dem Euro-Rettungsschirm für Griechenland "die Position einer breiten Mehrheit unserer Mitglieder". Beim Wähler kommt das an. Immer wieder wird Gauweiler begrüßt - Schmid, langjähriger Stadtrat und schon einmal OB-Kandidat, muss sich noch immer vorstellen. Doch das Zeug zum OB hätte er, findet Gauweiler. Die Menschen hätten die Nase voll von der "Überpolitisiererei". Da komme ein "ausgeglichener Kerl" wie Schmid gerade recht. Na dann: Prost. Aber mit einer ordentlich eingeschenkten Maß.

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Quelle:
SZ vom 26.09.2011
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