Süddeutsche Zeitung

Obergiesing:Stein auf Stein

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Die Sanierungsarbeiten an den Kaskaden auf dem Ostfriedhof gehen voran. Es gilt, den Brunnen vor dem endgültigen Verfall zu retten. Im Frühjahr 2017 soll die Quelle wieder sprudeln

Von Hubert Grundner, Obergiesing

Zuletzt war höchste Eile geboten, um die beiden Kaskaden im Ostfriedhof vor dem endgültigen Verfall zu retten. Denn die ehemals monumentale Brunnenanlage war in einem so schlechten Zustand, dass sich Anfang vergangenen Jahres das Gesundheitsreferat zu einer eindringlichen Warnung veranlasst sah: Die Sanierung dulde aus Sicherheitsgründen keine weiteren Verzögerungen, hieß es damals. Teilweise kriegszerstört, waren die Kaskaden im Laufe von Jahrzehnten überwuchert. Stufen hatten sich abgesenkt, Becken waren mit Erde aufgefüllt, und Sockelteile lagen locker auf ihrer Basis. Im Rathaus kam diese Mahnung an: Vor einem Jahr erklärte der Stadtrat sein Einverständnis mit dem Beginn der Generalsanierung; 2,7 Millionen Euro sind dafür insgesamt veranschlagt worden. Eine finanzielle Last, welche die Stadt zumindest nicht zur Gänze tragen muss: Die Bayerische Landesstiftung bezuschusst das Vorhaben mit 225 000 Euro.

Bis zur feierlichen Wiedereröffnung der Kaskadenanlage im Frühjahr 2017 mit ihren Balustraden, Terrassen, den steinernen Sitzbänken, den Brunnenbecken und Wasserspielen finden demnach im Ostfriedhof und in verschiedenen Fachwerkstätten weiterhin umfangreiche Reparaturarbeiten unter aufmerksamer Beachtung des Denkmalschutzes statt. Auch ökologische Gesichtspunkte spielen, beispielsweise bei der Umwälzung des Brunnenwassers, eine große Rolle.

Stadtbaurat Hans Grässel, dem die Stadt München Nordfriedhof, Ostfriedhof, Westfriedhof und Waldfriedhof - allesamt angelegt um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert - sowie das Krematorium aus dem Jahr 1929 verdankt, legte seinerzeit ein besonderes Augenmerk auf die gartenkünstlerische Gestaltung der Friedhöfe. Denn dienen Brunnen auf den Friedhöfen normalerweise hauptsächlich dazu, Wasser zum Gießen der Gräber zu spenden, waren die Kaskaden im Ostfriedhof darüber hinaus Anziehungspunkt für Besucherinnen und Besucher. Der Brunnen wurde als Erholungs- und Rückzugsort im Friedhof genutzt, der zum Verweilen, Schauen und Lauschen einlud. Die Kaskadenanlage schuf Raum zur inneren Einkehr und Besinnung oder einfach nur zum Ausruhen.

"Ich freue mich sehr, dass der Stiftungsrat der Bayerischen Landesstiftung, mit dem Bayerischen Ministerpräsidenten als Vorsitzenden, die Wiederinstandsetzung dieser einmaligen Anlage unterstützt. Sie ist ein einmaliges bau- und kunsthistorisches Juwel", kommentiert Stephanie Jacobs, die Referentin für Gesundheit und Umwelt, die finanzielle Zusage. Durch die Bayerische Landesstiftung können Bauvorhaben gefördert werden, zu deren Förderung der Staat nicht verpflichtet ist und die nicht zu den kommunalen Pflichtaufgaben gehören.

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Quelle:
SZ vom 24.06.2016
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