Süddeutsche Zeitung

Obergiesing:Hilferuf der Weißensee-Schule

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Dringend gesucht werden Lotsen, die die Kinder im Straßenverkehr schützen

Von Hubert Grundner, Obergiesing

"Bitte melde dich" - mit diesen Worten beginnt ein sehr persönlich gehaltener Hilferuf der Grundschüler an der Weißenseestraße. Die Erstklässler, und mit ihnen die Schulleitung und besorgte Eltern, suchen händeringend Schulweg-Helfer beziehungsweise Schulweg-Lotsen. Wie sie schreiben, sind heuer jeden Schultag 508 Grundschülerinnen und -schüler auf dem Weg in ihre Schule. Und nur ein einziger, 83 Jahre alter Mann helfe ihnen beim sicheren Überqueren der stark befahrenen Traunsteiner Straße. Um möglicherweise weitere Kandidaten für dieses Ehrenamt zu finden, beschreiben sie zunächst die Aufgaben von Schülerlotsen: So warten diese an Ampeln, Zebrastreifen und anderen Übergängen und sorgen dafür, dass alle Kinder sicher über die Straße kommen. Die üblichen Einsatzzeiten sind morgens zum Schulbeginn und mittags nach Unterrichtsende - jeweils etwa eine halbe Stunde lang.

Als Aufwandsentschädigung gibt's dem Aufruf zufolge bei der Stadt 6,50 Euro die Stunde, bei mehr als zwei Einsätzen pro Tag gibt es maximal 16 Euro. Der Elternbeirat der Weißenseeschule schlägt vor, die Möglichkeit zu schaffen, dass das Schulweghelferamt auch als Minijob ausgeübt werden kann. Kandidaten könnten dann über die Agentur für Arbeit vermittelt werden. "Und auch Asylbewerber, die noch keine Arbeitserlaubnis haben, sollten sich als Schulweghelfer engagieren dürfen." Schon heute gilt: Die Stadt versichert die Lotsen. Wer Zeit hat und Lust, sich für die Kleinen zu engagieren, könne sich beim KVR gerne melden, heißt es in dem "Hilferuf" weiter. Mitbringen müsse man nur jede Menge Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein. Das Ganze ist ein Ehrenamt, polizeiliche Befugnisse erwachsen daraus nicht. Für ihren "Dienst" als Schulweghelfer erhalten Interessierte wetterfeste gelbe Warnkleidung und eine Kelle.

Die Dringlichkeit ihres Appells haben die Kinder, Eltern und Lehrer der Weißenseeschule schließlich noch mit einem Hinweis unterstrichen: "Dort wo Schulweghelfer die Kinder im Straßenverkehr unterstützen, hat es in München seit vielen Jahren keinen Unfall mit Verletzten gegeben." Dieser Satz stimmt leider nicht mehr. Wie ein Mitglied des Elternbeirats der Schule der SZ mitteilte, wurde am Montagmorgen an der Weißenseestraße Ecke Traunsteiner Straße der 83-jährige Schülerlotse von einem Auto verletzt, das offenbar zu schnell unterwegs war: Demnach fuhr es ihm über den Fuß.

Während der Lotse von einer Ambulanz medizinisch versorgt und anschließend nach Hause entlassen wurde, haben dann Passanten den Schulwegdienst übernommen.

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Quelle:
SZ vom 18.09.2019
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