Süddeutsche Zeitung

Oberföhring:Glänzender Abschluss

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4,5 Millionen Euro hat die Generalsanierung von St. Lorenz gekostet, sieben Jahre lang wurde die Kirche von außen nach innen vollständig renoviert. Am Sonntag weihte Kardinal Marx den neuen Altar

Von Thomas Kronewiter

Der 14. Oktober 2013 muss ein hoffnungsfroher Tag gewesen sein für Pfarrer Willi Huber, das Kirchenrenovierungsteam, den Pfarrgemeinderat, die Kirchenverwaltung und die 3000 Gläubigen von St. Lorenz in Oberföhring. Nach Jahren der Vorgespräche konnten die Verantwortlichen damals an der Muspillistraße die erste von zahlreichen Baustellen einrichten. Nun, fast genau sieben Jahre nach diesem Tag, hat die Gemeinde im Beisein von Kardinal Reinhard Marx die Generalsanierung des Gotteshauses abgeschlossen - die festliche Weihe des neuen Altars am Sonntag schloss für alle, die an dem 4,5 Millionen teuren Gesamtkunstwerk teil hatten, den Kreis. Ein stolzer Tag für die ganze Pfarrverbandsfamilie St. Thomas und St. Lorenz.

Denn wie strahlte doch die Kirche mit ihren frisch renovierten Wänden, den von Staub und Altersschwärze befreiten Bildern, den wieder freigelegten Hochaltären, dem modernen Marmoraltar und dem ebenso modernen Ambo für die Lesungen. Der Altar sei die Mitte der Kirche und werde wie eine "Person behandelt", sagte Kardinal Reinhard Marx in seiner Predigt beim Festgottesdienst. "Mit ihm soll deutlich werden: Hier handelt Christus". Nicht "so als ob, nicht in einem Symbol, nicht in einem Bild."

Und wie anders hatte sich das ursprünglich gotische, 1678 neu errichtete Gotteshaus noch präsentiert, als es Pfarrer Huber erstmals betrat, als designierter Nachfolger von Pfarrer Bernhard Bienlein. Der Seelsorger sah "in ein finsteres Loch". Erzählt habe man ihm damals, dass die Kirche nach der ersten Sanierung in den Siebzigerjahren recht schnell wieder schwarz geworden sei. Man vermutet heute ein Zusammenspiel zwischen der damals eingefügten Drainage an der Außenmauer mit einem Zementputz und der Elektroheizung, die reichlich Luft verwirbelte. Das sei "wie eine Badewanne für die Wände" geworden, fasst Pfarrer Huber zusammen.

Am Sonntag weihte Kardinal Reinhard Marx den neuen Altar.

So hatte die Kirche St. Lorenz vor der Generalsanierung ausgesehen.

Der Feuchtigkeit im Mauerwerk wirkten Fachleute in den vergangenen Jahren entgegen durch eine Wiederverfüllung mit dem ursprünglichen Lehmboden, einer dämmenden Trennschicht an der Kirchenaußenseite, und im Inneren durch eine moderne Wandheizung, die nicht wieder aufs Neue Luft aufwirbelt. Die Energie liefert ein Blockheizkraftwerk. Was sich so geradlinig anhört, war aber wohl eine Herkulesaufgabe, die nur Zug um Zug, Jahr für Jahr, Bauabschnitt für Bauabschnitt hat vollzogen werden können. Man habe sich von außen nach innen vorgearbeitet, berichtet Pfarrer Huber. Außenmauer, Turmsanierung, Friedhofssanierung, Raumschale.

Als die Kirche innen komplett eingerüstet war, musste die Gemeinde im August 2015 für die Gottesdienste in das Pfarrheim umziehen, erst Weihnachten 2016 war St. Lorenz wieder nutzbar. Für Matthias Honal, zu Beginn der Bauarbeiten und nun wieder seit zwei Jahren Pfarrgemeinderatsvorsitzender, hat die Gemeinde die Belastungen aber "sehr gut mitgetragen". Die eigentliche Schwierigkeit sei es gewesen, jemanden zu finden, der sich so lange Zeit auf ein derart kompliziertes Projekt habe einlassen wollen.

Am Ende fanden sich indes nicht nur für nahezu alle nötigen Arbeiten Freiwillige - vom Spenden- bis zum Bau- oder Mithilfeaktionen-Beauftragten. Auch der nötige Eigenbeitrag von 800 000 Euro kam zusammen - durch 400 000 Euro vom Kirchenvermögen sowie 300 000 Euro aus Spenden. Die Bereitschaft zu geben wurde nicht zuletzt befördert etwa durch Patenschaften für "Kirchenschätze", die in einem eigenen Schatzbüchlein aufgeführt waren. So konnten Spenderinnen und Spender eine Urkunde als Pate oder Patin des Apostels Petrus oder der Madonna im Strahlenkranz zu Hause bei sich aufhängen.

Viele Fachleute arbeiteten an der Renovierung von St. Lorenz mit.

Feuchte, schwarze Wände sind wieder hell und trocken, Kunstwerke restauriert.

Nicht nur der Innenraum, auch von außen wurde die Kirche auf Vordermann gebracht.

Insgesamt kostete die Generalsanierung 4,5 Millionen Euro.

So rührend wie wichtig war persönliches Engagement von Fachleuten im Kreise der Gemeinde: Das Kreuz auf dem Dachfirst vergoldeten Peter Hartmann und Willibald Wehr, der früher einmal im Deutschen Museum als Flugzeugrestaurator gearbeitet hatte. Und die Altardecken nähte ebenfalls ein Gemeindemitglied. Viel Arbeit hatten die professionellen Restauratoren mit dem Innenraum. Bis in drei Meter Höhe habe man den Putz für die Wand abgeschlagen und mit einer Art "Radiergummi-Pistole" die Wände gestrahlt, die Gemälderestauratoren hätten mit selbst gefertigten Wattestäbchen Zentimer für Zentimeter die Farben der nachgedunkelten Bilder zurück ins Licht geholt, erinnert sich der Pfarrer. Selbst der sonst farblose Firnis war schon braun geworden. Nun kann man sich auch wieder von Altarbild mit dem Heiligen Laurentius erbauen lassen. "Diesen Trost habe ich all die Jahre nicht mehr wahrgenommen", sagt Pfarrer Huber.

Viel Mühe machte man sich mit dem neuen liturgischen Zentrum, dem Altar und dem Ambo, die sich gegen die in barocker Zeit eigentlich als Mittelpunkt gedachten Hochaltäre eigenständig zu behaupten hatten. Als eindeutiger Sieger ging Gregor Passens aus einem eigens ausgelobten Kunstwettbewerbs hervor. Er hat nun einen schlichten, weißen Marmoraltar und einen Ambo im selben Stil installiert. Am Sonntag, 7. April 2019, stellte der Künstler seinen Entwurf erstmals an Ort und Stelle vor, die Debatte, die beim anschließenden Fastenessen im Pfarrheim eifrig weitergeführt wurde, reichte von "mutig" und "beeindruckend" bis "ein Fremdkörper in unserer Kirche". Pfarrer Huber findet das Ensemble jedenfalls "wirklich gelungen", und das höre er auch von vielen Gemeindeangehörigen. Seine Freude klingt auch im erweiterten Liedblatt zum Festgottesdienst durch: Der Altar, schrieb Pfarrer Huber da, sei der "helle Mittelpunkt unserer wunderschön sanierten Kirche".

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Quelle:
SZ vom 26.10.2020
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