Süddeutsche Zeitung

Neuperlach:4000 Unterschriften für die Ladenzeile

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Neuperlacher wehren sich vehement gegen die Umwandlung von Geschäften an der Maximilian-Kolbe-Allee in Wohnungen

Von Hubert Grundner, Neuperlach

Die Aussicht, dass es an der Maximilian-Kolbe-Allee 8-14 bald zum großen Ladensterben kommen könnte, treibt viele Neuperlacher auf die Barrikaden. Inzwischen sind schon mehr als 4000 Unterschriften zum Erhalt der Geschäfte gesammelt und großteils auch schon an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) überreicht worden. Anfang März war bekannt geworden, dass der Eigentümer des Komplexes plant, die Gewerbeflächen im Erdgeschoss in 19 Wohnungen umzuwandeln. Mehreren Ladeninhabern war deshalb bereits ein Kündigungsschreiben zugestellt worden. Ergänzend hat der Eigentümer den Antrag gestellt, den dreigeschossigen Bau um zwei weitere Etagen aufzustocken. Auf diese Weise würden noch einmal 38 Wohnungen entstehen - insgesamt also 57.

Wie sehr das drohende Aus der kleinen Ladenstraße die Nachbarn beschäftigt, zeigte sich auch in der jüngsten Sitzung des BA-Unterausschusses (UA) Bauvorhaben, Stadtplanung und Bürgervorhaben: Circa 50 Zuhörerinnen und Zuhörer beteiligten sich aktiv an der Debatte der Lokalpolitiker über die geplante Aufstockung des Gebäudes und die dafür notwendige Nutzungsänderung.

Die Bürger hätten dabei erneut darauf hingewiesen, wie Wolfgang Thalmeir (CSU) jüngst dem Bezirksausschuss schilderte, dass die Nutzungsänderungen nicht nur die Struktur des Viertels nachteilig verändern, sondern auch die Nahversorgung erheblich verschlechtern würden. "Unabhängig davon haben die Kündigungen für die betroffenen neun Gewerbebetriebe teilweise eine existenzbedrohende Wirkung", hieß es dazu. Wohl auch deshalb baten die Bürger den Unterausschuss sowie den Bezirksausschuss, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um die geplanten Nutzungsänderungen zu verhindern.

Immerhin konnte der UA-Vorsitzende Wolfgang Thalmeir nach einem Treffen mit der Lokalbaukommission (LBK) berichten, dass diese alles daran setzen werde, die vorhandenen gewerblichen Nutzungsstrukturen in den Erdgeschossbereichen zu erhalten. Es sei beabsichtigt, geplante Anträge auf Nutzungsänderung nicht zu genehmigen. Gespräche mit dem Bauherren habe die LBK bereits aufgenommen. Notfalls denke man in der Behörde sogar daran, eine Änderung des Bebauungsplans anzustoßen - was Thalmeir zu dem Kommentar veranlasste: "Das wäre ein absolutes Novum."

Nach Prüfung der vorliegenden Pläne - zum Umbau der Gewerbeflächen im Erdgeschoss sowie zur Aufstockung des Komplexes - sind die Mitglieder im Unterausschuss Bauvorhaben jedenfalls zu dem Schluss gelangt, dass noch diverse Fragen offen sind und die Pläne so nicht genehmigt werden können. Unter anderem bestehen Bedenken wegen des notwendigen zweiten Rettungsweges, der wohl nur über den Innenhof gewährleistet werden könne. Die dortige Traglast der Tiefgarage reiche aber nicht für den Einsatz schwerer Feuerwehrfahrzeuge aus. Die vorgesehenen Außenaufzüge müssten vermutlich auf öffentlichem Grund errichtet werden. "Hier wäre zu prüfen, ob diese Inanspruchnahme von öffentlichen Flächen überhaupt zulässig, wünschenswert und genehmigungsfähig ist", gibt der Bezirksausschuss in seiner Stellungnahme zu bedenken. Fraglich sei außerdem, ob ebenerdige Wohnungen anstelle der bisherigen Ladengeschäfte den immissionsschutzrechtlichen Vorschriften genügen würden.

Auch gegen eine Aufstockung des Gebäudekomplexes bringen die Lokalpolitiker Einwände vor. So sei explizit die Lüftungssituation in den Treppenhäusern zu überprüfen. Aus ihrer Sicht ist auch nicht erkennbar, ob mit den zusätzlichen Wohnungen der Stellplatzschlüssel eingehalten werden kann. Um die Struktur des Gebietes als solches und insbesondere die Existenz der wichtigen gewerblichen Kleinbetriebe zu sichern, fordern sie deshalb das Planungsreferat auf, eine Änderung des Bebauungsplans anzustoßen. Ziel sollte es sein, die Erdgeschossbereiche einer Ladennutzung vorzubehalten.

Von den im Unterausschuss anwesenden Bürgern ist offenbar auch die Befürchtung geäußert worden, dass der Eigentümer des Anwesens Maximilian-Kolbe-Allee 8-14 mit seinen Änderungswünschen letztlich das Ziel verfolgt, Miet- in Eigentumswohnungen umzuwandeln. Dies haben die Mitglieder des Bezirksausschusses Ramersdorf-Perlach ausdrücklich abgelehnt.

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Quelle:
SZ vom 08.05.2019
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