Süddeutsche Zeitung

Neues Phänomen im Nachtleben:Eine Garderobe fürs Bier

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Im Herbst führt der erste Weg nach Betreten des Clubs zur Garderobe. Mittlerweile hat sich aber noch eine weitere Garderobe etabliert. Die Biergarderobe. Doch die funktioniert nach einem ganz anderen Prinzip.

Lisa Sonnabend

Seit die Temperaturen wieder winterlich sind, führt nach Betreten eines Clubs der erste Weg nicht mehr an die Theke, sondern zur Garderobe. Das Abgeben der Jacke gehört zum Nachtleben wie der Blick des Türstehers, der die Ankommenden scannt, oder der Versuch, den Barkeeper auf sich aufmerksam zu machen, um endlich ein Getränk bestellen zu können. Klar. Wer tanzt schon im Daunenmantel?

Mittlerweile hat sich aber nun noch eine weitere Garderobe etabliert. Die Biergarderobe.

Als Folge des Nichtraucherschutzgesetzes haben zahlreiche Wirte so eine am Ausgang installiert. Ob im Substanz, im Schall & Rauch oder im X-Cess. Die Biergarderobe besteht aus einem etwa ein Meter großen Kasten, der in Fächer unterteilt ist. Diese sind gerade so hoch, dass ein Bierglas darin Platz hat, und genau so breit, dass die Gäste neben dem Longdrink-Glas auch noch eine Flasche Tonic platzieren können.

Die Biergarderobe funktioniert nach dem gegenteiligen Prinzip einer herkömmlichen Garderobe. Denn bei dieser neuartigen Form gibt man den Gegenstand beim Rausgehen ab, beim Reingehen holt man ihn sich wieder. Nummernzettel gibt es keine. Stattdessen steht an jedem Kästchen eine Zahl, die sich der Gast merken muss, bis er fertig geraucht hat. Dies gelingt dem Gast allerdings nicht immer.

Manche Gläser stehen den ganzen Abend lang einsam in einer Garderobenecke. Manche Biere sind frisch und bis oben hin voll, andere schon angeranzt und lack. Manchmal findet ein Besitzer sein Glas nach dem Gang vor die Tür nicht mehr attraktiv genug und nimmt sich einfach ein anderes. Manche Biere teilen sich ein Kästchen und so kommen sich auch die Besitzer manchmal ein wenig näher.

Die Biergarderobe erinnert in vielerlei Hinsicht ein wenig an das wirkliche Leben.

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