Süddeutsche Zeitung

Neue U-Bahnen:Eleganz im Untergrund

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Drei Design-Preise haben die neuen U-Bahnen vom Typ C2 schon gewonnen. Im Münchner Untergrund sind sie noch nicht unterwegs - bei der ersten Testfahrt stellte sich heraus, dass die Türen nicht richtig funktionierten. Nun soll der erste Zug hier seine Proberunden drehen.

Von Marco Völklein

Hell wirkt sie in ihrem Inneren, die neue U-Bahn. Das sind sich fast alle einig. "Dynamisch" findet ein Fahrgast den vom Münchner Designer Alexander Neumeister gestalteten Triebwagenkopf. Herbert König, Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), ist "natürlich stolz". Und auch die zuständige Siemens-Managerin Sandra Gott-Karlbauer findet den Zug "unverwechselbar". Insgesamt drei Design-Preise hatte die MVG für ihre neue U-Bahn vom Typ "C2" in den vergangenen Monaten bereits vorab eingeheimst - nur im Münchner Untergrund ist sie bis auf weiteres noch immer nicht unterwegs. Auch wenn MVG und die Herstellerfirma Siemens am Freitag den ersten von 21 bestellten Wagen offiziell vorgestellt haben.

Denn bereits im Herbst hatten sich bei ersten Testfahrten auf einem Siemens-Gelände am Niederrhein herausgestellt, dass die Türen nicht richtig funktionierten. Wasser drang durch die Dichtungen ins Innere, auch die Software zum Öffnen und Schließen der Türen musste "nachgebessert werden", erzählt Gott-Karlbauer. "Das hat uns viel Zeit gekostet." Mittlerweile allerdings hätten die Entwickler des Konzerns die "Kinderkrankheiten" im Griff. Die Züge Nummer zwei bis sieben seien bereits gebaut und absolvierten ebenfalls bereits erste Testfahrten am Niederrhein.

Wagen Nummer eins indes, also der Waggon, der am Freitag in München erstmals gezeigt wurde, soll nun im Münchner Netz seine Proberunden drehen. Dabei geht es vor allem um das Zusammenspiel der Leittechnik mit den neuen Fahrzeugen. Nur wenn dieses Zusammenspiel einwandfrei funktioniert, erteilt die Regierung von Oberbayern als technische Aufsichtsbehörde am Ende dem Zug die Zulassung. Bislang liegt diese noch nicht vor.

Wobei alle Beteiligten betonen, wie "außerordentlich konstruktiv" diesmal die Zusammenarbeit mit den Aufsehern laufe. Das war auch schon mal anders: Bei der Straßenbahn vom Typ "Variobahn" stritten sich MVG, die Herstellerfirma Stadler und die Bezirksregierung über Jahre. Die Firmen warfen den Aufsehern vor, immer wieder neue Gutachten anzufordern. Die Aufseher indes erklärten, die Firmen liefere nicht das, was vereinbart gewesen war.

König will weitere U-Bahnen bei Siemens bestellen

Ein solches Hickhack soll es beim C2 nicht noch einmal geben. "Unser Ziel ist es, die neue U-Bahn bis zum Sommer in den Fahrgasteinsatz zu bringen", sagt König. Ein konkretes Datum aber wollen weder er noch Gott-Karlbauer nennen. Dazu stünden noch zu viele Praxistests aus.

Anders dagegen sieht es offenbar bei den sechs neuen Trambahnen vom Typ "Avenio" aus, die ebenfalls von Siemens kommen sollen. Ausgeliefert sind sie; nur die Zulassung fehlt noch. Diese werde aber wohl "Ende März oder Anfang April" vorliegen, sagt Gott-Karlbauer. Nur zur Erinnerung: Eigentlich wollten MVG und Siemens die ersten C2-U-Bahnen wie auch die Avenio-Trambahnen bereits von Dezember 2013 fahren lassen. Zu möglichen Schadenersatzforderungen wollten sich beide Unternehmen nicht äußern.

Doch trotz der Verzögerungen bei dem 185-Millionen-Euro-Auftrag für die neuen U-Bahnen ist MVG-Chef König zufrieden mit der Zusammenarbeit. Noch in diesem Jahr will er weitere U-Bahnen bei Siemens bestellen; entsprechende Optionen hatten die Unternehmen bereits im Herbst 2010 vereinbart. Gut möglich also, dass Gott-Karlbauer und ihre Leute bald weitere 24 U-Bahnen für München bauen werden. Voraussetzung sei aber, das betont König, dass die Zulassungspapiere für die neuen Waggons tatsächlich in diesem Sommer bei der MVG eintreffen werden.

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SZ vom 22.02.2014
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