Süddeutsche Zeitung

Neubauprojekt:LMU plant neues Klinikviertel in Großhadern

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Von Thomas Anlauf

Am künftigen Campus Großhadern entsteht ein riesiges Klinikviertel. Allein der erste Bauabschnitt, für den gerade die Ausschreibung des europaweiten Wettbewerbs gestartet ist, wird insgesamt etwa eine Milliarde Euro kosten, schätzt Philipp Wiedemann vom Staatlichen Bauamt München 2. Insgesamt soll der Campus eine Bruttogeschossfläche von 400 000 Quadratmetern haben, was knapp der Größe der Theresienwiese entspricht.

Bis jedoch die Bagger für den ersten Bauabschnitt anrollen, der etwa 60 Prozent des Gesamtgeländes ausmacht, dauert es noch eine Weile. Voraussichtlich im Jahr 2025 sollen die Bauarbeiten beginnen, fünf Jahre später soll der zweite Abschnitt in Angriff genommen werden. Das bestehende Bettenhaus des Klinikums Großhadern wird nach Angaben von Professor Karl-Walter Jauch, Vorstandsvorsitzender des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)

, frühestens in 20 Jahren abgerissen. Am Montag skizzierte der Ärztliche Direktor jedoch schon mal die Pläne für den neuen Campus. "Wir gehen nicht mehr von einem großen Bettenhaus aus, sondern von mehreren Organzentren", sagte Jauch in einer Pressekonferenz. So sollen mehrere Gebäudekomplexe entstehen, in denen jeweils medizinische Spezialzentren unterkommen - etwa für Onkologie oder für muskuloskelettale Erkrankungen. Der erste Bauabschnitt umfasst den Neubau eines Diagnostikums von Klinikum und Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) mit etwa 14 000 Quadratmetern Nutzfläche, ein Herz-, Lungen- und Gefäßzentrum im Norden des Geländes mit einem Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach, der sich in unmittelbarer Nähe zur Notaufnahme und dem Operationszentrum (OPZ) befinden wird. Dort entsteht auf 28 000 Quadratmetern Nutzfläche auch Platz für 430 Betten.

Zudem ist ein Onkologisches Zentrum mit 188 Betten auf 26 000 Quadratmetern geplant. Daneben entstehen, unabhängig vom Wettbewerb, von Frühjahr 2021 an das neue Hauner-Klinikum der Universität München im Südwesten des Campus-Geländes, zwei Forschungsgebäude am Nordrand des Areals sowie ein Verwaltungsgebäude im Osten für 80 bis 100 Arbeitsplätze. Außerdem soll die große Parkharfe im Norden zur Hälfte ein Parkhaus mit 1700 Stellplätzen werden, die anderen Parkplätze dafür weichen einer Grünfläche. Der Bau des Parkhauses muss zügig vonstatten gehen, weil die bestehenden Parkflächen wegen Bauarbeiten in den Jahren 2023/24 geschlossen werden muss. Für den zweiten Bauabschnitt gibt es noch keine konkreten Planungen.

Vor allem eine mögliche Zunahme des Verkehrs macht vielen Anwohnern in Großhadern bereits Sorgen - besonders der geplante zweite Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach des Herz-, Lungen- und Gefäßzentrums. Klinikchef Jauch räumt ein: "Es sind Belästigungen und Belastungen für die Anwohner, aber die wollen wir so gering wie möglich halten." So gab es im vergangenen Jahr 2254 Flugbewegungen mit dem Hubschrauber der DRF Luftrettung sowie 244 Starts und Landungen von externen Helikoptern.

Nachtlandungen zwischen 22 und sechs Uhr gab es im vergangenen Jahr 225. Die DRF Luftrettung betreibt im Westen des Campus ein Luftrettungszentrum mit Bodenlandeplatz, Hangar, Tankstelle und Mannschaftsräumen. Wenn der zweite Landeplatz gebaut wird, dürfte sich die Zahl der Starts und Landungen deutlich erhöhen, weil die Hubschrauber nicht unnötig auf dem Dach geparkt, sondern nach dem Einsatz möglichst zum Hangar an der Bodenstation zurückkehren sollen. Der Bau des Dachlandeplatzes ist jedoch nötig, weil es bei einem Neubau die Auflage gibt, einen Landeplatz in unmittelbarer Nähe zur Notaufnahme zu haben.

Bislang müssen die Patienten vom Hubschrauber in einen Krankenwagen verlegt werden, der dann erst zur Notaufnahme fährt - damit vergehen kostbare Minuten bei der Rettung eines Menschenlebens. "Wir versuchen jede Flugbewegung zu vermeiden, die unnötig ist", sagt Sascha Netzer, Stationsleiter der Luftrettung in Großhadern. Mit dem neuen Hubschrauber können die Piloten bereits 30 Sekunden nach der Landung die Maschine abstellen.

Auch der Verkehr rund um den Campus wird wohl in Zukunft deutlich mehr. Ein Gutachter kam jedoch zu dem Ergebnis, dass die Kreuzungen an der Würmtalstraße, der Sauerbruchstraße und am Max-Lebsche-Platz wohl auch in Zukunft noch einigermaßen funktionsfähig bleiben. Am Montagabend stellten Klinikleitung und Bauamt dem Großhaderner Bezirksausschuss die Campus-Pläne vor. Am 28. März gibt es um 18.30 Uhr im Hörsaal 5 des Klinikums eine weitere öffentliche Informationsveranstaltung dazu.

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Quelle:
SZ vom 12.03.2019
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