Süddeutsche Zeitung

Nachruf:Integerer Vermittler

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Stadtteil-Aktivist Fritz Wickenhäuser ist tot

Von Alfred Dürr

Lobbyarbeit für an Stadtplanung interessierte Bürger: So versteht sich das "Münchner Forum", das sich kritisch mit den Entwicklungen in München auseinandersetzt. Seit 1987 war der Unternehmer und Hotelier Fritz Wickenhäuser Vorsitzender des Vereins. Themen gibt und gab es viele zu diskutieren. Fußgängerzonen in der Altstadt, Verkehrs- und Wohnungspolitik, die Gestaltung neuer Stadtviertel und den Umgang mit stadtbildprägenden Bauten wie dem Olympiastadion oder der ehemaligen Kaiserresidenz Alter Hof. Konstruktiv zu streiten und zwischen unterschiedlichen Standpunkten zu vermitteln, das gelang Wickenhäuser mit seiner integeren, ausgleichenden Persönlichkeit.

Wickenhäuser lehrte unter anderem an der Hochschule München, er war Präsident des Bundes der Selbständigen in Bayern und in weiteren Organisationen tätig. Für sein Engagement bekam er Orden und viele Ehrungen verliehen. Mit dem Bahnhofsviertel verband ihn eine besondere Beziehung. Seit mehr als einem Jahrhundert lebt und arbeitet die Familie Wickenhäuser hier. Erst als Autohändler, später als Hoteliers. Fritz Wickenhäuser gründete und betrieb zwei Häuser an der Schwanthalerstraße.

Man habe für seine Umgebung im Stadtteil Verantwortung, sagte er einmal. Der lebendige und multikulturelle Charakter müsse erhalten werden. Ein Verein, der auf Wickenhäusers Initiative zurückgeht, kümmert sich darum, dass nicht zu viele Hotels, Spielhallen oder Wettbüros das Viertel zum Kippen bringen.

Der neue Hauptbahnhof dürfe nicht nur am Kommerz orientiert sein und gewachsene Strukturen in der Umgebung nicht bedrohen, forderte Wickenhäuser. Er setzte sich für die Sanierung des Deutschen Theaters an der Schwanthalerstraße ein, und sein Traum war es, dass viele Bäume in der Umgebung des Theaters an der stark befahrenen und wenig fußgängerfreundlichen Straße gepflanzt werden. Am vergangen Donnerstag ist Fritz Wickenhäuser im Alter von 75 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit gestorben.

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Quelle:
SZ vom 31.03.2020
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