Süddeutsche Zeitung

Nachruf:Der Trachtenpfarrer

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Erwin Hausladen, 90, ist tot

Von Jakob Wetzel, München

Trachten, Bergsteigen und Südtirol: Das waren die drei großen Leidenschaften im Leben von Erwin Hausladen. Und er liebte seine Arbeit als katholischer Priester. Als "Trachtenpfarrer" war er weit über die Grenzen Münchens hinaus bekannt, er feierte unzählige Festgottesdienste für Trachten- und Schützenvereine, dazu Hunderte Berggottesdienste, gerne im Trachtenjanker. Und fast ein halbes Jahrhundert lang leitete er die Gemeinde St. Thomas Morus in München-Sendling, die er selbst mit aufgebaut hatte. Müde wurde er dieser Arbeit nie: Als ihn das Erzbistum München und Freising 2011 in den Ruhestand entließ, war er bereits 85 Jahre alt. Dennoch protestierte er: "So schlecht bin ich doch nicht beinand." Seine Gemeinde hätte ihn ebenfalls gerne länger behalten. Am Samstag, etwas mehr als vier Monate nach seinem 90. Geburtstag, ist Erwin Hausladen nun gestorben.

Die Berge liebte der gebürtige Münchner schon als Kind. Dass er dagegen einmal Priester, ja der "Trachtenpfarrer" von Sendling sein würde, das war nicht abzusehen. Der vier Jahre ältere Bruder wollte Priester werden. Erwin Hausladen dagegen interessierte sich für Technik, schwärmte vom Beruf des Ingenieurs. Doch dann, im Jahr 1944, fiel der Bruder im Krieg an der Westfront - und Hausladen dachte um.

Von 1964 an leitete Hausladen die neu gegründete Gemeinde St. Thomas Morus in der Heckenstallerstraße. In seiner Kirche seien bald schon viele Prominente zu Gast gewesen, erzählte er einmal: Otto von Habsburg etwa, Franz von Bayern, Franz Josef Strauß oder auch der Südtiroler Bergsteiger Luis Trenker, mit dem Hausladen befreundet war. Die Liebe zu Südtirol verband den Pfarrer auch unter anderem mit Gerhard Bletschacher, dem Münchner Stadtrat und früheren Vorsitzenden des Vereins "Stille Hilfe für Südtirol".

Seine Freunde nannten Hausladen den "Buzi" - den Spitznamen hatte er als Kind von seinen Eltern erhalten. Zu diesen Freunden zählte auch Joseph Ratzinger: Der spätere Papst war im selben Weihkurs wie Hausladen gewesen, 1951 weihte Kardinal Michael von Faulhaber beide zu Priestern. Die Freundschaft hielt bis zuletzt. Immer wieder lud Benedikt den "Buzi" ein nach Rom.

Das Requiem für Erwin Hausladen wird am Montag, 15. Juni, um 12 Uhr in St. Thomas Morus gebetet. Die Beerdigung folgt um 15 Uhr auf dem Münchner Waldfriedhof.

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Quelle:
SZ vom 12.06.2015
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