Süddeutsche Zeitung

Musical:Eiskalt erwischt

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Der Kinderchor "Die Nachtigallen" führt im Anton-Fingerle-Zentrum Peter Schindlers "Circus Furioso" auf. Junge Sänger und Sängerinnen halten eine Vorstellung am Laufen, die von Pannen gebeutelt wird.

Von Barbara Hordych

Pleiten und Pannen ziehen sich durch diese Zirkusvorstellung wie ein roter Faden - von der wunderschönen Assistentin "Stella Bella", die urplötzlich verschwunden ist, über den indischen Fakir, der auf seinem Nagelbrett ein Mittagsschläfchen hält, einen Zauberer, dem die Sprüche misslingen, bis hin zu einem ängstlichen Tanzbären, der seinen Auftritt verweigert. Weil ihn eine Maus gebissen und es ihn aus seinem Fell gerissen hat.

Ereignisse, die den Direktor dieses "Circus Furioso" begreiflicherweise in immer komischere Verzweiflung stürzen. Über die ihn auch drei Clowns als Spontan-Assistentinnen nicht so recht hinwegzutrösten vermögen. Das Musical von Peter Schindler, der zu den versiertesten Kinderliedkomponisten deutschlandweit zählt, wird an diesem Wochenende, 12. und 13. Mai, unter der musikalischen Leitung von Annette Nödinger von den 39 Mitgliedern ihres Kinderchors "Die Nachtigallen" im Theatersaal des Anton-Fingerle-Zentrums aufgeführt.

Regie bei dem Projekt, in das auch drei Kinder aus der Flüchtlingsunterkunft in Riem integriert sind, führt Julia Riegel. In der Vergangenheit realisierte sie mit der Sopranistin und Chorleiterin Nödinger bereits Musiktheater-Produktionen wie "Max und die Käsebande" oder "Fünf Hühner auf dem Weg zum Broadway". Immer in einem professionellen Rahmen, zu dem auch eine Live-Combo mit Musikern aus dem Staatsorchester, die Choreografin Veronika von Lauer-Münchhofen und die Kostümbildnerin Katrin Hering mit ihren bezaubernden Papierkreationen gehören.

Vor fünf Jahren haben sie den "Circus Furioso" schon einmal im Programm gehabt, "aber die Kinder lieben dieses Musical so sehr, in dem jedes der Lieder kleine, abgeschlossene Geschichten in einer anderen Tonart über die verschiedenen Charaktere erzählt, dass sie es unbedingt machen wollten", sagt Nödinger. Für die jüngeren sei die Produktion sowieso eine Premiere, die älteren seien stolz über den "Aufstieg". Wer seinerzeit als "kleines Zirkuspferd" den Galopp-Marsch gesungen habe, trete jetzt als Solist in der Broadway-Nummer oder als Dorothy mit einem Song aus "Der Zauberer von Oz" auf.

"The Sound of Music" oder "Puttin' on the Ritz" als Zirkusnummern? "Wir haben diese Songs unseren ältesten Nachtigallen zuliebe integriert, sie treten als Showgirls auf oder verkörpern Dorothys Freunde, den Blechmann, den Löwen und die Vogelscheuche, die passen für uns sehr gut zum Gesamtkonzept", sagt Nödinger.

Überhaupt bringt Regisseurin Julia Riegel die individuellen Begabungen der Sechs- bis Vierzehnjährigen in dieser Aufführung zusätzlich zum Einsatz. Da sind beispielsweise gleich drei Mädchen, die den Spagat perfekt beherrschen und dies in dem Lied über die Seiltänzerin Graziosa auch gekonnt demonstrieren. Später dann glänzen die akrobatisch versierten Sängerinnen auch noch mit Handstandüberschlägen. Doch allen circensischen Kunststücken und Kunstkniffen zum Trotz weigert sich der "nackte" Bär weiterhin, aufzutreten. Selbst als er mit eiskaltem Wasser abgespritzt wird, denkt er nicht daran, sich sein Fell wieder über die Ohren zu ziehen. "Er hat es zum Abtrocknen genommen, jetzt hängt es nass und stinkig über der Wäscheleine" vermelden die Assistentinnen.

Es bleibt also abzuwarten, ob es bis zur Aufführung wieder getrocknet ist. Aber selbst wenn nicht, verspricht dieser Circus eine höchst vergnügliche Angelegenheit zu werden.

Circus Furioso, Sa., 12. und So., 13. Mai, 16 Uhr, Theatersaal Anton-Fingerle-Zentrum, Schlierseestr. 47, Eintritt frei

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SZ EXTRA vom 09.05.2018
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